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Diabetes Typ 2 - Zahlen steigen ungebremst

Diabetes Typ 2 - Zahlen steigen ungebremst

Bei Diabetes mellitus, der Zuckerkrankheit, handelt es sich um eine chronische Stoffwechselstörung, der ein Insulinmangel und/oder eine nachlassende Empfindlichkeit der Körperzellen für das Hormon Insulin zugrunde liegen. Beim Typ-1 Diabetes liegt das Hauptproblem in der unzureichenden Insulinausschüttung. Beim Typ-2-Diabetes ist der Sachverhalt bzgl. Ursachen und Entstehung sehr komplex: Hier steht die Insulinresistenz der Zellen im Vordergrund, die genetisch determiniert sein kann, und sehr häufig durch ungesunden Lebensstil (Bewegungsmangel, Übergewicht, Stress) begründet wird. Diese Diabetesform ist die "Spitze des Eisberges" einer Kombination von Stoffwechselstörungen, dem so genannten metabolischen Syndrom. Übergewicht, hoher Blutdruck, zu hohe Blutfettwerte und eben die Störung im Zuckerhaushalt werden unter diesem Begriff zusammengefasst.
Vereinfacht gesagt gelangt bei den an Diabetes Erkrankten nicht ausreichend Glukose, die als "Treibstoff" im Organismus gebraucht wird, in die Zellen und reichert sich im Blut an - der Blutzuckerspiegel ist erhöht. Der Glukoseüberschuss im Blut schädigt Gefäße, Nerven und Organe. Die daraus resultierenden Spätfolgen der Zuckerkrankheit sind vor allem Herzinfarkt, Schlaganfall, Nierenversagen, Erblindung und der Verlust von Gliedmaßen.
Trotz jahrzehntelanger Warnrufe steigt die Zahl der Diabetes-Betroffenen weiter an - insbesondere in Schwellenländern wie Brasilien, Indien und China herrschen beinahe "epidemische Zustände". Weltweit sind derzeit rund 382 Millionen Menschen betroffen, in Österreich sind es mindestens 500.000 Personen - 90 Prozent leiden an Diabetes mellitus Typ 2. 25 Prozent aller 50- bis 70-jährigen haben einen zu hohen Blutzuckerspiegel, immer häufiger aber auch jüngere Menschen, ja sogar Kinder. Und ein Abflachen dieser Kurve ist nicht in Sicht, im Gegenteil.
Nach einer erfolgten Diabetes-Diagnose kann die Erkrankung mittels der Veränderung des Lebensstils, also mehr Bewegung und ausgewogener Ernährung, häufig sehr gut in Schach gehalten werden. Reichen diese Maßnahmen nicht aus, gibt es eine Reihe von gut wirksamen Antidiabetika, das Mittel der ersten Wahl ist nach wie vor Metformin, die anderen Substanzen sind hinsichtlich ihrer Qualität und Wirksamkeit in Kombination mit Metformin als gleichwertig anzusehen. Wirken die blutzuckersenkenden Medikamente nicht mehr ausreichend, muss man auf Insulin zurückgreifen.
Zwar hat sich aufgrund frühzeitiger Diagnose und verbesserter Therapien die Zahl der Diabetes-Spätschäden beträchtlich verringert, nichtsdestotrotz sehen Österreichs Diabetes-Experten keinen Grund, sich zurückzulehnen. Denn von einer guten Betreuung der Diabetes-Patienten könne hierzulande nicht die Rede sein. Erstens gäbe es zu wenige spezialisierte Mediziner. Und den Hausärzten fehle oft die nötige Zeit, sich der komplexen Krankheit widmen zu können, bzw. hätten viele nicht das nötige Know-How. Die wenigen Ambulanzen wiederum seien heillos überfüllt und auf einen Termin könne man schon einmal ein paar Monate warten. Auf der anderen Seite gäbe es viel zu wenige Schulungsangebote für die Betroffenen. Dabei ist gerade Diabetes eine Erkrankung, die sehr viel selbstverantwortliches Handeln erfordert. Seitens Experten ist das "Problem Diabetes" schließlich nicht bloß ein gesundheitliches, sondern auch ein gesellschaftliches, dem sich die politisch Verantwortlichen in weit stärkerem Ausmaß zu widmen haben - und nicht allein wegen der hohen Gesundheitsausgaben.

Anlässlich des Welt-Diabetes-Tages am 14. November diskutiert Karin Gutiérrez-Lobos mit zwei Experten und einem Betroffenen über Diabetes und wie man dieser "Wohlstandserkrankung" am erfolgreichsten entgegenwirken kann.

Eine Sendung von Mag.a Nora Kirchschlager.
Redaktion: Dr. Christoph Leprich

Service

Friedrich Vogt
Pensionist, Diabetes-Typ 2-Betroffener
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Vorsitzender der Österreichischen Diabetes Gesellschaft
Hanuschkrankenhaus
Erste Medizinische Abteilung
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Diabetesambulanz

Dr.in Susanne Pusarnig
Ärztin für Allgemeinmedizin mit Diabetes-Schwerpunkt
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