Tonspuren

"Der Müller, der das Korn der Wahrheit mahlt." Herbert Müller-Guttenbrunn und seine Satirezeitschrift "Das Nebelhorn". Feature von Claudia Gschweitl

Herbert Müller-Guttenbrunn, geboren 1887 in Wien, war ein österreichischer Satiriker, Dramatiker, Anarchist, Bio-Pionier und Kriegsgegner. Zwischen 1927 und 1934 gab er in Graz "Das Nebelhorn" heraus, eine vierzehntägig erscheinende Zeitschrift, die Karl Kraus gewidmet war, und sich ähnlich seinem Vorbild der schonungslosen Aufdeckung der Dummheit verschrieben hatte.

Die Unerbittlichkeit mit der er gegen Staat, Kirche, Parteien und generell eigentlich alles und jeden polemisierte, bescherte ihm schon unter den Zeitgenossen wenig Leser. Im deutschsprachigen Raum brachte es "Das Nebelhorn" auf nicht mehr als 300 Abonnenten. Die Hellsichtigkeit des Zivilisationskritikers, der sich zeitlebens gegen globalen Kapitalismus und Konsumismus auflehnte, scheint heute allerdings verblüffend. So fragte er sich etwa im Jahr 1928: "Was haben wir vom Fernsehen, wenn es uns mit dem Anblick von Arschgesichtern aus Amerika versorgt, wo unser Bedarf an solchen doch vom Inlande reichlich gedeckt wird?"

Seine Zeitschrift gab er beinahe in Alleinregie heraus, daneben betrieb der überzeugte Vegetarier und Selbstversorger auf einem Anwesen bei Graz, der Rötschmühle, eine biologische, viehlose Landwirtschaft.

Müller-Guttenbrunn wurde mehrmals wegen seiner Pamphlete gegen Staat und Kirche verurteilt und verbrachte einige Monate im Gefängnis. 1945 wurde der Herausgeber der "steirischen Fackel" irrtümlich von einem russischen Soldaten erschossen. Die Umstände seines Todes sind bis heute nicht geklärt. Die Spekulationen reichen vom Fund einer Waffe bis zum Streit um eine Lederhose.

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