Gedanken für den Tag

von Franz Winter, Religionswissenschaftler. "In Erwartung" - Feste als Unterbrechung des Alltags. Gestaltung: Alexandra Mantler

Alle heiligen Zeiten - zu welcher Zeit finden Feste statt?

Ein besonderes Thema im Zusammenhang mit Festen in Religionen ist auch die Frage nach ihrer zeitlichen Festlegung. Man ist ja gewohnt, die meisten Feste zu einem bestimmten Datum, an einem immer gleichen Tag im Jahreskreis zu feiern. Eine Ausnahme im christlichen Kalender bildet da schon Ostern und die daran hängenden Feste, wo die Orientierung am Verlauf des Mondes gegeben ist.

Wenn man sich nun mit Festen in anderen Religionen beschäftigt, dann ist gerade die Orientierung am Mondkalender oft ein ganz bedeutendes Kriterium, bis heute insbesondere im asiatischen Raum. Es dürfte ja kulturgeschichtlich gesehen die Orientierung am Mond und dessen Zu- und Abnehmen älter sein, weil sich das auch in einem kürzeren Zeitraum vollzog. Sobald aber die Menschen in der Lage waren, größere Zeiträume beispielsweise durch Aufzeichnungen zu erfassen, war natürlich der Wechsel der Jahreszeiten interessanter. Insbesondere natürlich dann, als es zur Sesshaftigkeit des Menschen kam und Ackerbau betrieben wurde.

Die Orientierung am Mond blieb aber noch lange Zeit bedeutsam, insbesondere in religiösen Kontexten. Man unterscheidet deshalb auch einen lunaren von einem solaren Kalender und die Abstimmung beider weicht oft sehr stark voneinander ab. Eine reine Orientierung am Mondkalender kennt heute vor allem der Islam, was dazu führt, dass die zentralen Feste oder auch der jeweilige Jahresbeginn wandern und in einem Zyklus von rund 34 Jahren wieder zum selben Tag zurückkommen. Das Christentum orientiert sich prinzipiell am solaren Kalender, d.h. die meisten Festtage sind gekoppelt mit dem gängigen Kalender. Eine Kompromisslösung wiederum hat sich im Judentum herausgebildet, wo man von einer Orientierung am lunisolaren Kalender ausgeht. Dabei ist prinzipiell der Mondphasenverlauf relevant für die Festlegung der zentralen Festtage, zum Ausgleich zum solaren Kalender hat man aber in bestimmten Abständen einen ganzen Schaltmonat eingeschoben. Deshalb wandern diese Feste nicht so stark durch das Sonnenjahr wie beispielsweise im Islam.

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Gabriel Faure/1845 - 1924
Vorlage: Paul Verlaine/1844 - 1896
Album: THE FAURE ALBUM: WERKE FÜR VIOLINE, KLAVIER & CELLO - Gil Shaham
Titel: Clair de lune, op.46 Nr.2 / Transkription für Violine und Klavier
Solist/Solistin: Gil Shaham /Violine
Solist/Solistin: Akira Eguchi /Klavier
Länge: 02:00 min
Label: Canary Classics CC 03

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