Europa-Journal

Schwerpunkt Gesundheit in Europa
1. Großbritannien
2. Griechenland
3. Österreich
Moderation: Agathe Zupan


1. Großbritannien

Seit 1948 hat Großbritannien ein staatliches Gesundheitswesen. Seitdem hat es sich zum größten öffentlichen Anbieter medizinischer Leistungen entwickelt. Die Briten sind stolz darauf, jedem Bürger und jeder Bürgerin einen kostenlosen Zugang zum National Health Service - landauf, landab kurz als NHS bekannt - zu bieten. Die NHS finanziert sich zu mehr als 90 Prozent aus allgemeinen Steuermitteln. Die alternde Bevölkerung und Zuwanderung sind allerdings eine gewaltige Herausforderung für Spitäler, Hausärzte und das nicht angepasste medizinische Budget. Lange Wartezeiten und rationierte medizinische Leistungen sind die Folgen, das chronisch unterfinanzierte britische Gesundheitssystem steckt in einer schweren finanziellen Krise. Im Wahlkampf für die Unterhaus-Wahl im Mai steht die NHS einmal mehr im Zentrum der politischen Debatte. Sowohl die regierende konservative Regierung als auch die oppositionelle Labour Partei versprechen Reformen und mehr Geld für den staatlichen Gesundheitsdienst. Jene, die an der Front arbeiten - Ärzte, Schwestern, Pflegepersonal -, können darüber nur müde lächeln: Sie erleben seit Jahren, wie viel versprochen, aber kaum etwas verbessert wird im britischen Gesundheitswesen. Ein Beitrag von Bettina Prendergast


2. Griechenland

Wenn man sich eines wünschen kann als Europäer und EU-Bürger, dann ist es: nicht krank werden in Griechenland. Die Wirtschaftskrise hat dort zu Verhältnissen geführt, die in Europa nicht mehr üblich sind - etwa eine Krankenversicherung, die an einen Arbeitsplatz gebunden ist. Die Folge: kein Job, keine Versicherung. Dieser Zustand trifft mittlerweile hunderttausende Griechinnen und Griechen - Pensionisten, Kinder, Arbeitslose. Für sie alle gibt es keine Behandlung im staatlichen Gesundheitssystem, sie alle müssen selbst schauen, wie sie zurande kommen - Medikamente teuer selbst besorgen, Ärzte privat bezahlen, oder in eines der kostenlosen medizinischen Hilfszentren gehen. Aber auch deren Kapazitäten sind beschränkt, und immer mehr Griechen sind nicht nur gesundheitlich am Ende. Ein Beitrag von Alkyone Karamanolis


3. Österreich

Seit Jahrzehnten wird sie gefordert, doch der Reihe nach sind die jeweiligen Gesundheitsminister und -ministerinnen an ihr gescheitert. Im April des vergangenen Jahres ist sie nun endlich im Nationalrat beschlossen worden - die Gesundheitsreform, die eine bessere Behandlung der Patienten bringen und die zersplitterten Zuständigkeiten im Gesundheitswesen neu regeln soll. Die Länder sind seit jeher für die Spitäler zuständig, die Sozialversicherung für die Ärztinnen und Ärzte in den Ordinationen, also im sogenannten niedergelassenen Bereich. Was zur Folge hat, dass Patienten zwischen den einzelnen Bereichen hin und her geschoben werden und die Kosten explodieren. Erstmals sollen nun Bund, Länder und Sozialversicherung gemeinsam planen, wo Patienten am besten versorgt werden. So sollen die Kosten eingedämmt und die Patienten weg von den überfüllten und teuren Spitalsambulanzen in den niedergelassenen Bereich geleitet werden. Doch warum soll die Reform nach den vielen gescheiterten Versuchen dieses Mal klappen? Wird sie schon umgesetzt oder existiert sie derzeit nur auf dem Papier? Sind Länder und Sozialversicherung dieses Mal wirklich bereit, zusammenzuarbeiten? Und wie lange wird die Reform dauern? Ein Beitrag von Katja Arthofer und Monika Feldner-Zimmermann

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