Radiodoktor - Medizin und Gesundheit

250 Jahre Veterinärmedizinische Universität Wien - Im Zeichen der Gesundheit von Tier und Mensch

Man schrieb den 24. März 1765, als die österreichische Kaiserin Maria Theresia verfügte, in Wien "eine Lehrschule zur Heilung der Viehkrankheiten" zu errichten. Dies war die Grundsteinlegung für die heutige Veterinärmedizinische Universität Wien, die in wenigen Wochen also ihren 250. Geburtstag feiert und die älteste Einrichtung dieser Art im deutschsprachigen Raum ist. Älter sind nur die Veterinärschulen von Lyon und Alfort bei Paris. Die österreichische Institution hieß übrigens damals "Pferde-Curen- und Operationsschule". Im Fokus standen, wie der Name sagt, kranke Pferde, die kriegstauglich gemacht werden sollten. Rund zehn Jahre später wurde schließlich der erste "Lehrstuhl für Viehseuchen" in der Habsburgermonarchie eingerichtet. Während in den Anfangsjahren der Veterinärmedizin das Hauptaugenmerk auf den Krankheiten bzw. auf der Gesundheit von Tieren lag, wurde man sich spätestens mit der Entdeckung zahlreicher Bakterien und Viren am Ende des 19. Jahrhunderts bewusst, dass etliche Tierkrankheiten auch auf den Menschen übertragbar sind. Viele einst in Europa grassierende so genannte Zoonosen sind heute (zumindest in unseren Breiten) kaum mehr von Bedeutung - etwa die Rindertuberkulose, die bis ins 20. Jahrhundert hinein unzähligen Menschen das Leben kostete. Oder die Tollwut: Erst durch europaweite Impfungen von Füchsen ab den 1980er Jahren konnten die Infektionszahlen drastisch reduziert und Österreich schließlich 2008 für tollwutfrei erklärt werden.

In den vergangenen Jahren wurde die westliche Welt beinahe schockartig mit bis dato in den Industrienationen kaum bekannten, auf den Menschen übertragbaren Tierkrankheiten konfrontiert: Rinderwahn (BSE), Schweine- und Vogelgrippe und nicht zuletzt Ebola. Für die menschliche Gesundheit können Tiere auf zweierlei Weise zur Gefahr werden: Zum einen über den direkten Kontakt mit einem erkrankten Tier, oder aber durch den Verzehr von kontaminierten tierischen Lebensmitteln. Im weltweiten Vergleich haben Österreich bzw. die EU-Länder weitgehend gesunde Tierbestände. Nichtsdestotrotz sind auch wir nicht vor Zoonosen gefeit. Im Lebensmittelbereich an erster Stelle stehen seit etlichen Jahren Infektionen mit dem bakteriellen Durchfallerreger Campylobacter, der sich häufig auf rohem Hühnerfleisch befindet. Experten gehen von 200.000 (!) Campylobacter-Erkrankungen jährlich in Österreich aus, die in der Mehrzahl der Fälle glücklicherweise einigermaßen harmlos verlaufen.

Hingegen sind die gefürchteten Infektionen mit Salmonellen in den letzten zehn Jahren um 80 Prozent zurückgegangen - Grund dafür sind die EU-weiten Impfungen von Legehennen. Schließlich sind ernährungstechnisch hierzulande noch zwei weitere Erreger relevant, wenn auch viel seltener als Campylobacter und Salmonellen: Darmbakterien vom Stamm der Entero-hämorrhagischen Escherichia coli (EHEC) - diese Keime forderten im Sommer 2011 mehrere Todesopfer, vor allem in Deutschland. Und last but not least - Listerien. Von den 49 gemeldeten Infektionen im Jahr 2014 endeten zwölf tödlich!
Im Bereich der sogenannten Kontaktzoonosen sind Hautpilzerkrankungen am häufigsten, die über felltragende Haustiere übertragen werden. Nicht zu vernachlässigen ist die Toxoplasmose, eine Infektion mit Katzen-Parasiten, die bei Embryonen zu schweren Schädigungen führen kann. Schließlich kommt es regelmäßig auch zum Befall des Menschen mit Hunde- und Katzenspulwürmern, Fuchsbandwürmern und neuerdings auch Salmonellen, und zwar nicht über Eier, sondern über den Kot von zu Hause gehaltene Schildkröten, Schlangen und Echsen.
Tierische Lebensmittel können uns Menschen aber nicht nur schaden, wenn sie von pathogenen Mikroorganismen befallen sind. Auch der großflächige Einsatz von Medikamenten, sprich Antibiotika, in der Masttierhaltung ist problematisch. Denn dadurch wird die Entwicklung resistenter Keime gefördert, mit denen schließlich auch der Mensch zu kämpfen haben kann.

Anlässlich des 250-jährigen Bestehens der Wiener Veterinärmedizinischen Universität informieren Sie Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger und seine Gäste über die vielfältigen, veterinärmedizinischen Aufgabenbereiche und deren Bedeutung für die Gesundheit der Menschen.

Eine Sendung von Mag.a Nora Kirchschlager.
Redaktion: Dr. Christoph Leprich

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