Gedanken für den Tag

von Ines Knoll, evangelische Pfarrerin. "Ich will unter keinen Umständen ein Allerweltsmensch sein" - Zum 140. Geburtstag von Albert Schweitzer. Gestaltung: Alexandra Mantler

Lambarene ist das Symbol für den Arzt Albert Schweitzer, den Urwalddoktor. Jahrelang hatte sich Albert Schweitzer "in Worten ausgegeben", gerne hatte er gewirkt als theologischer Lehrer und Pfarrer. Aber dann wollte er Arzt in Afrika werden, um "ohne irgendein Reden wirken zu können." Die Religion der Liebe kann für ihn nur gelebt werden. Inmitten des tropischen Regenwaldes von Gabun in Afrika entsteht 1913 aus einem alten Hühnerstall der örtlichen Missionsstation das berühmte Urwaldspital Lambarene, eine medizinische Heilstätte für jeden Menschen, der medizinischer Hilfe bedarf. Ein Jahr zuvor hatte Albert Schweitzer geheiratet. In seiner Frau Helene hat er, wie er einmal sagt, den "richtigen Kameraden" gefunden für sein Leben aus der "Ehrfurcht vor dem Leben".

Immer wieder taucht die Formulierung von der "Ehrfurcht vor dem Leben" im Denken des Albert Schweitzer auf. Immer wieder ist es für ihn eine Neuentdeckung.

In Afrika blüht es seiner Seele ganz auf, denn hier kann er sehen, worum es ihm ein Leben lang geht: dass nämlich das Leben als solches heilig ist. Mit der "Ehrfurcht vor dem Leben" ist ein neuer Weg gefunden, in der Welt über die Frage von Religion überhaupt miteinander ins Gespräch zu kommen. Dieser Begriff, für Schweitzer die einzig logische Konsequenz der Liebe Jesu, ist für ihn selbst damals und - wie ich meine - doch heute ganz genauso die Antwort auf die Sehnsucht der Menschen, wie wir denn die Welt und das Leben bejahen können und es leben können miteinander über alle Grenzen:

"Die fundamentale Tatsache des Bewusstseins des Menschen lautet: ,Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.' Der denkend gewordene Mensch erlebt die Nötigung, allem Willen zum Leben die gleiche Ehrfurcht vor dem Leben entgegenzubringen wie dem seinen. Er erlebt das andere Leben in dem seinen.

Als gut gilt ihm, Leben erhalten. Leben fördern, entwickelbares Leben auf seinen höchsten Wert bringen. Als böse: Leben vernichten. Leben schädigen, entwickelbares Leben niederhalten. Dies ist das denknotwendige, universelle, absolute Grundprinzip des Ethischen."

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Johann Sebastian Bach/1685 - 1750
Titel: Suite / Ouvertüre für Orchester Nr.2 in h-moll BWV 1067
* Menuet - 6.Satz (00:01:05)
Ausführende: Musica Antiqua Köln
Leitung: Reinhard Goebel
Länge: 02:00 min
Label: DG 4156712

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