Gedanken für den Tag

von Rainer Bucher, Professor für Pastoraltheologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät in Graz. "An Gott glauben jenseits aller Selbstverständlichkeit". Gestaltung: Alexandra Mantler

Von Gott zu reden ist offensichtlich etwas Heikles, Fragiles, Gefährdetes. Es gibt so etwas wie einen subjektiven Überhang in der Rede von Gott und nicht zuletzt die Bibel ist dafür ein schönes Beispiel.

Es finden sich in ihr gleich mehrere Gottesbegriffe, von allen wichtigen Ereignissen gleich mehrere Darstellungen, teils unterschiedlichster Art, und es gibt einen veritablen Kampf um den Gottesbegriff in ihr.

Man kann auf Gott nicht deuten, wie man auf Sachen deuten kann, man kann über ihn auch nicht einfach Einverständnis erzielen, wie man über andere Dinge Einverständnis erzielen kann. Man kann von Gott nicht wie von den Dingen der Welt, man muss vielfältig und in immer neuen, unabgeschlossenen Anläufen von ihm reden, wenn man von ihm reden will.

Die klassische lehramtliche Formulierung hierfür findet sich im IV. Laterankonzil 1215, das feststellte, dass "zwischen dem Schöpfer und dem Geschöpf keine so große Ähnlichkeit festgestellt werden kann, dass zwischen ihnen keine noch größere Unähnlichkeit festzustellen wäre." Das heißt schlicht: Unsere Worte sind zu klein für Gott, selbst das Wort Gott.

Das "Geheimnis, das wir Gott nennen" offenbare sich, so Karl Rahner, aber es entziehe sich auch, es gebe die "dauernde Auferstehung des Glaubens aus dem Grab des Unglaubens", denn Glaube kann auch sein: "Aushalten des Schweigens Gottes".

Für die, die Gottes allzu sicher sind, ist das beunruhigend. Deswegen sind sie auch manchmal so unaushaltbar gottesgewiss, manchmal bis zur Gewalttätigkeit.

Für jene, die ganz vorsichtig hoffen, dass ein Gott sei, ist es ein Trost.

Wer Gott nicht verstehe, so schon Augustinus in seinen "Bekenntnissen", "freue sich auch so, und möge lieber im Nichtfinden Dich finden als im Finden doch Dich nicht finden."

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Georg Philipp Telemann/1681 - 1767
Album: TELEMANN: CONCERTI PER OBOE
* Allegro - 1.Satz (00:03:26)
Titel: Konzert für Oboe, Streicher und B.c. in f-moll
Oboenkonzert
Solist/Solistin: Heinz Holliger /Oboe
Ausführende: Academy of St.Martin in the Fields
Leitung: Iona Brown
Länge: 02:00 min
Label: Philips 4128792

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