Gedanken für den Tag

von Rainer Bucher, Professor für Pastoraltheologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät in Graz. "An Gott glauben jenseits aller Selbstverständlichkeit". Gestaltung: Alexandra Mantler

"Die spirituelle Erfahrung der Begegnung mit Gott ist nicht kontrollierbar. Man spürt, dass Er da ist, man ist sich sicher, aber man kann es nicht kontrollieren."

Das sagte Papst Franziskus, damals noch Kardinal Bergoglio, in einem Gespräch mit dem Rabbiner Abraham Skorka. Und der stimmt zu: "Religiöse Menschen wie wir sind Gläubige und Gläubige halten Gottes Existenz nicht für selbstverständlich".

"Der Mensch", so Bergoglio, "wurde geschaffen, um die Natur zu beherrschen, das ist sein göttlicher Auftrag. Doch mit seinem Schöpfer kann er das nicht machen. Deshalb gibt es in der Gotteserfahrung immer ein Fragezeichen, einen Freiraum, wo man den Glauben wagt."
Gerade dieser Glauben aber bestimmt dann das Verhältnis des späteren Papstes zu denen, die nicht glauben. Agnostiker sind ihm zwar sympathischer, denn, so sagt er, "Agnostiker zweifeln mehr, Atheisten sind überzeugt".

Aber auch einem Atheisten gegenüber habe er "keinerlei Vorbehalte, ich würde nicht zu ihm sagen, dass sein Leben verwerflich ist, denn ich bin überzeugt, dass ich kein Recht habe, ein Urteil über die Aufrichtigkeit eines anderen Menschen zu fällen."

Denn, so der spätere Papst, "Wir müssen uns an die Botschaft der Bibel halten: Jeder Mensch ist ein Ebenbild Gottes, ob er nun gläubig ist, oder nicht."

Nicht sein Glaube an Gott macht einen Menschen zu einem geliebten Kind Gottes, sondern Gott macht es. Gerade das sagt der christliche Glaube. Das heißt: Niemand muss an Gott glauben. Der Glaube ist nicht die Bedingung von Gottes Liebe, sondern das Bekenntnis zu ihr.

Im gewissen Sinn ist der Glaube an Gott ein wunderbarer Luxus. Der Glaube an Gott gehört eher zu einer Anti-Ökonomie der Verschwendung als zur Ökonomie der Verzweckung.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Georg Friedrich Händel/1685 - 1759
Album: Academy of St.Martin in the Fields 30 Years
* Sarabande - 1.Satz (00:02:30)
Titel: Suite Nr.3 in G-Dur HWV 350
Gesamttitel: Wassermusik HWV 348 - 350, Suiten Nr.1 - 3 < Orchesterkonzert Nr.25 >
Orchester: Academy of St.Martin in the Fields
Leitung: Sir Neville Marriner
Länge: 02:00 min
Label: Philips 422923-2

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