Radiokolleg - Was macht das Netz mit uns?

Ein Gesellschaftsbefund (2)
Gestaltung: Sonja Bettel, Julia Gindl, Tanja Malle und Anna Masoner

"Was machst du gerade?" Diese Frage stellt zum Beispiel das Soziale Netzwerk Facebook. Und was machen die Nutzer/innen? Sie teilen sich eifrig mit und posten Selbstporträts vor Sehenswürdigkeiten, Unmengen an Urlaubsfotos, die zurückgelegten Jogging-Kilometer und auch gerne Bilder vom eigenen Nachwuchs. Neuigkeiten, wie das Ende einer Beziehung oder ein Jobwechsel, die wir vor der Zeit der Sozialen Netzwerke nur unseren engsten Freunden und der Familie erzählt haben, werden immer häufiger für einen größeren Bekanntenkreis zugänglich.

Wie verändert das Internet unsere sozialen Beziehungen? Was von unserem Leben halten wir bedeckt und privat und was teilen wir mit unserem Netzwerk im Internet? Und macht uns das andauernde Kommunizieren sozialer oder letztlich vielleicht sogar unsozial?

Direkte Kommunikation an den klassischen Medien vorbei, so lautete von Anfang an das Versprechen der sozialen Medien. Astronaut/innen twittern aus dem All, Politiker/innen aus ihrem Alltag, auch Wissenschafter/innen, Stars oder staatliche Organe wie die Polizei erscheinen im sozialen Netz auf Augenhöhe. Interagieren, teilnehmen und partizipieren - ist das neue Leitmotiv. Allzu oft steckt hinter der neuen Offenheit allerdings nicht mehr als ein "PR Gag." Doch was macht die proklamierte "Mitmachgesellschaft" mit uns? Und wo liegen ihre Grenzen?
Wie verändern uns all die Möglichkeiten sich zu informieren, sich selbst zu promoten, zu teilen und zu kommentieren? Wie viel Information können wir überhaupt verarbeiten, wie viel Kommunikation pflegen, wie viel Distribution überblicken? Werden junge Menschen automatisch zu leistungsstarken Multitasker/innen oder ist die geteilte Aufmerksamkeit nicht eher eine sinkende Aufmerksamkeit? Studien lassen vermuten, dass die Plastizität unserer Gehirne und unserer Psyche zwar groß ist, aber nicht mit der Geschwindigkeit der technischen Entwicklungen schritthalten kann. Wer alles gleichzeitig macht, erledigt im Endeffekt immer weniger. Wer alles gleichzeitig im Blick hat, sieht im Endeffekt nichts. Manche steigen bereits aus den sozialen Netzwerken wieder aus, manche schaffen sich netz- und technikfreie Ruhezonen oder sind statt "always on" immer wieder mal "offline", zumindest für eine begrenzte Zeit. Aber können wir überhaupt aussteigen? Oder sind wir dann Verlierer/innen und Zurückgebliebene?

Wir werden abhängig von den Informationen, die andere vorgeben. Wenn die Verbindung ausfällt oder der Akku leer ist, sind wir hilflos. Wir können uns nicht mehr orientieren und haben Angst, fremde Orte oder Dinge per Zufall zu entdecken. Wie verändert das Netz unseren Alltag? Werden wir bequem und risikoscheu oder kreativ und innovativ? Auf Plattformen entstehen neue Geschäftsmodelle, wir teilen und nützen gemeinsam Güter des täglichen Bedarfs und organisieren uns in Interessensgruppen. Gleichzeitig werden immer mehr Dienstleistungen automatisiert und damit Menschen eingespart.

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