Gedanken für den Tag

von Clemens Sedmak, Theologe. "Jeder Tag hat viele Leben". Gestaltung: Alexandra Mantler

Freitag in der Fastenzeit, das ist immer ein verschärfter Tag für manche Menschen. Denn Freitag ist ein Fastentag und die Fastenzeit bringt das Fasten in verschärfter Form mit sich. Was heißt Fasten für mich? Ich habe einmal ein Dokument gelesen des "Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden" über den Welthunger. Das Dokument trägt den Titel: "Welthunger - Eine Herausforderung für uns alle". Und da schreiben die Autoren und Autorinnen, dass wir uns mit dem Welthunger dahingehend auch beschäftigen können, dass wir fasten. Warum? Wenn ich faste wird mir klar, dass es nicht selbstverständlich ist, einen vollen Bauch, einen satten Magen zu haben. Hier wird eine Haltung eingeübt, die mir klar macht, es ist nicht selbstverständlich, dass ich meinen Hunger stillen kann.

So erinnern mich meine Gewohnheiten auch an die Zusammenhänge, die mein Leben mit dem Leben anderer Menschen hat. Der englische Journalist Leo Hickman hat einmal ein Experiment gemacht, er wollte ein ganzes Jahr ethisch korrekt leben. Und er hat sich bemüht, mit dem, was er eingekauft hat, mit der Frage, wie er von einem Ort an den anderen gereist ist, mit der Frage nach dem Abfall, was hat er weggeworfen, mit der Frage nach den Haushaltschemikalien, die er eingesetzt hat. Und all das hat für ihn zu einer Gewohnheitsveränderung geführt, hat ihm manchen Verzicht abgefordert, ihm aber auch vor Augen geführt: Ja, meine Gewohnheiten haben ein soziales und auch ein politisches Gesicht und betreffen andere Menschen.

Auch Institutionen haben Gewohnheiten. Man denke an eine Schule, man denke an ein Krankenhaus. Diese Gewohnheiten bestimmen die Kultur dieser Institution. Und gerade die Fastenzeit mag eine gute Zeit sein, sich zu fragen: Welche dieser Gewohnheiten sind schädlich, demütigen Menschen? Und die Trainingszeit der Fastenzeit kann ich dazu nützen, über diese Gewohnheiten, die demütigen können, gut nachzudenken und sie vielleicht auch zu verändern.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Johann Sebastian Bach/1685 - 1750
Titel: Sonate Nr.4 in e-moll BWV 528 für Oboe d'amore, Viola und Continuo
* Un poco allegro - 3.Satz (00:02:20)
Solist/Solistin: Heinz Holliger /Oboe
Solist/Solistin: Christiane Jaccottet /Cembalo
Solist/Solistin: Tabea Zimmermann /Viola
Länge: 02:00 min
Label: Philips 4223282

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