Gedanken für den Tag

von Anna Mitgutsch, Schriftstellerin. "Ich will noch fortleben nach meinem Tode" - Zum 70. Todestag von Anne Frank. Gestaltung: Alexandra Mantler

Der Name Anne Frank ist eng verknüpft mit ihrem Tagebuch, das sie während der zwei Jahre schrieb, in denen sie sich mit ihrer Familie in einem Amsterdamer Hinterhaus vor der Gestapo versteckte. Ihre Biografie wird häufig auf ihre letzten Lebensjahre reduziert. Weniger bekannt sind ihre Herkunft und die Jahre vor dem Untertauchen.

Beide Seiten ihrer Familie, die ihres Vaters ebenso wie die der Mutter, lebten seit vielen Generationen in Deutschland, im Rheinland und in Frankfurt. Die väterliche Seite konnte ihren Stammbaum bis ins Mittelalter zurückverfolgen, in die Judengasse Frankfurts, ein übervölkertes Ghetto, wo der Urgroßvater ihrer Großmutter seine Familie als Hausierer durchbrachte. Der Aufstieg aus eigener Kraft im Lauf der Generationen brachte sie zu Wohlstand, der von Anne in ihrem Tagebuch im Kontrast zum Mangel am Notwendigsten als immenser Reichtum beschrieben wird. Auch wenn ihr Großvater Bankier und ihr Vater sein Teilhaber waren, blieben sie von den christlich bürgerlichen Kreisen ausgeschlossen und litten unter der Wirtschaftskrise der zwanziger Jahre. Sie waren assimiliert, gebildet und sahen sich zuerst als Deutsche und dann erst als Juden. Annes Vater und seine Brüder hatten im Ersten Weltkrieg gekämpft, die Großmutter hatte während der Kriegsjahre Verwundete gepflegt.

Und plötzlich, nach 1933, waren sie keine Deutschen mehr, ihr Besitz wurde konfisziert, sie wurden ins Exil verjagt und das falsche Exilland, Holland, bedeutete die Vernichtung. Anne, ihre Schwester Margot und ihre Mutter Edith waren nicht die einzigen Familienmitglieder, die in den Vernichtungslagern ermordet wurden. Ein Teil der Familie konnte sich jedoch in die Schweiz retten, wo Annes Cousin, Bernhard (Buddy) Elias, es als Schauspieler zu Bekanntheit und Erfolg brachte.

In einem Interview sagte er einmal über seine Cousine Anne Frank: "Sie war ein ganz normales Mädchen, sehr lebendig, sehr lustig, sehr verspielt, wie kleine Mädchen sind."

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Bohuslav Martinu/1890 - 1959
Album: KLAVIERMUSIK VON BOHUSLAV MARTINU
* Nr.3 Intermezzo Nr.1 : Andantino (00:01:24)
Titel: Les Ritournelles für Klavier H.227
Solist/Solistin: Rudolf Firkusny /Klavier, Steinway
Länge: 02:00 min
Label: RCA Red Seal RD 87987

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