Betrifft: Geschichte

650 Jahre Universität Wien. Zu ihrer Geschichte und Entwicklung. Mit Kurt Mühlberger, ehemaliger Leiter des Archivs der Universität Wien. Gestaltung: Martin Adel

Die beiden Stiftungsurkunden der "Alma Mater Rudolphina" vom 12. März des Jahres 1365 (die älteste Universität war allerdings schon 1088 in Bologna gegründet worden) waren insofern eine Besonderheit, als Universitätsgründungen in dieser Zeit im wesentlichen Kaisern oder Königen vorbehalten waren. Aber Herzog Rudolph IV., nicht nur in diesem Belang als "Stifter" bezeichnet, war außerordentlich ambitioniert. Und vielleicht weist das voraus auf die kommende Geschichte dieser für lange Zeit erstrangigen Bildungsstätte in Österreich. Sie diente offenbar nicht nur Lehr- und Forschungszwecken (mit über die Jahrhunderte hin wechselnden Schwerpunkten), sondern sie wurde lange Zeit auch politisch und ideologisch instrumentalisiert: als Hochburg der Gegenreformation unter jesuitischer Führung; als Zentrum der Aufklärung im Dienst pragmatischer Nützlichkeit (daher auch die lange Tradition v. a. medizinischer Hochleistungen) oder als "Brutstätte" frühdemokratischer bürgerlicher (nicht bloß studentischer) Bewegungen.

Es dauerte bis ins 20. Jahrhundert, bis aus der Elite-Schmiede die heutige "Massen-Universität" wurde. An der Konkurrenz durch die Volkshochschulen in der 1. Republik, der Ermordung von Moritz Schlick, der Wiedereingliederung "belasteter" Lehrender in den 1950er Jahren, am "Fall Borodajkewycz" (auch wenn von der WU ausgegangen) oder der sogenannten "Uni-Ferkelei" zeigt sich, wie sehr die Geschichte der Universität Wien nicht bloß mit der allgemeinen Geschichte Österreichs im 20. Jahrhundert verbunden ist, sondern dort auch Geschichte geschrieben, "gemacht" worden ist. Im Positiven wie im Negativen. Und nicht zuletzt auch jenseits von Forschung und Lehre. Bis heute.

Service

Kostenfreie Podcasts:
Betrifft: Geschichte - XML
Betrifft: Geschichte - iTunes

Sendereihe