Die Hörspiel-Galerie

"Die Schutzbefohlenen". Von Elfriede Jelinek. In diesem Stück überführt die Autorin das Tagespolitische ins uralte Menschheitsdrama von Flucht und Abweisung. (BR/ORF 2014)

Jelineks politisches Stück hat heute unter der Regie von Michael Thalheimer im Burgtheater Premiere. Geschrieben als Reaktion auf Asylproteste in Wien, wo eine Gruppe von Flüchtlingen im Winter 2012 die Votivkirche besetzte, und später durch Zusatztexte zur Flüchtlingssituation auf Lampedusa erweitert, überführt Elfriede Jelinek in "Die Schutzbefohlenen" das Tagespolitische ins uralte Menschheitsdrama von Flucht und Abweisung: Die nur puzzleartig aufscheinenden aktuellen Ereignisse verweben sich mit anderen Texten und Diskursen, unter anderem mit "Die Schutzflehenden" des Aischylos. Aus den Schutzflehenden in der ältesten bekannten griechischen Tragödie werden aber vor dem Hintergrund von aufgeklärter westlicher Welt und vermeintlich allgemein gültigen humanistischen Werten die Schutzbefohlenen: also diejenigen, denen man verpflichtet ist, Schutz zu geben. Und es wird die Verweigerung dieses Schutzes nicht weniger als zum Verrat am Menschenrechtsgedanken selbst. Es ist nicht zuletzt die Entlarvung solchen Verrats, um den es im Chor der Schutzbefohlenen geht, in den sich auch andere Perspektiven mengen. In die Stimmen der Schutzsuchenden nisten sich die der Gegner und die von Ausnahmeerscheinungen, denen aus politischer Gefälligkeit oder einfach nur wegen ihrer Prominenz Sonderbehandlung zuteil wird.

Regie: Leonhard Koppelmann. Mit Jonas Minthe, Matthias Haase, Bettina Lieder, Christoph Jöde und Janina Sachau.

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