Zwischenruf

von Pfarrer Rainer Gottas (Klagenfurt)

Eine repräsentative Umfrage einer großen Tageszeitung vom vergangenen Wochenende zeigt, dass 4 von 10 Österreichern und Österreicherinnen der Aussage "Ich glaube an Jesu Christi Tod und Auferstehung" zustimmen. Ebenfalls 4 von 10 stimmen nicht zu. Der Rest ist unentschieden.

Das wichtigste Fest des christlichen Glaubens scheint nach und nach auf dem Abstellgleis zu landen. Besonders deutlich merke ich das im Schulunterricht: Schülerinnen und Schüler haben keine Vorstellung mehr davon, was mit Auferstehung gemeint ist, und es ist unglaublich schwer, ihnen die damit verbundene Botschaft zu vermitteln.

Dass Leben neu beginnen kann, ist ihnen aber vertraut. Damit werden sie in der Welt der Spiele groß. Fast jedes digitale Spiel hat einen Neustartknopf. Man drückt auf "Reset" und: Neues Spiel, neue Chance, neues Leben! Es ist daher nicht weiter verwunderlich, wenn die Antwort einer Mehrheit meiner Schülerinnen und Schüler auf die Frage, was nach dem Tod sein könnte, antwortet: Wiedergeburt. In einem Land, in dem mittlerweile der Buddha oft anstelle des Kreuzes den persönlichen Herrgottswinkel ziert, befinden sie sich damit in guter Gesellschaft.

Neues Spiel, neues Glück - die große Chance, von vorne zu beginnen, begeistert viele Menschen für die östliche Lehre von Seelenwanderung und Wiedergeburt, beziehungsweise für das, was sie sich selber daraus so zusammenbasteln: Was in diesem Leben nicht gelungen ist, im nächsten vielleicht besser machen.

Sich in einer Reihe von Wiedergeburten weiterzuentwickeln, geht mit der kapitalistischen Fortschrittsmentalität gut zusammen und passt besser zum leistungsbetonten Lifestyle als Auferstehung: Wem es gut geht, hat das seiner eigenen Leistung zu verdanken, dem angesammelten "guten Karma". Wer krank ist oder Leid trägt, muss in einem früheren Leben wohl entsprechende Schuld aufgehäuft haben. Und wer härter daran arbeitet, ein besserer Mensch zu werden, hat reinkarnationstechnisch betrachtet bessere Karrierechancen.

Dabei ist in den östlichen Religionen die Vorstellung der Wiedergeburt gar nichts Erstrebenswertes, sondern mit Leid verbunden: Das Ziel ist die Befreiung aus dem "Rad der Wiedergeburten".

Der westlich geprägte Buddhismus erscheint da wie ein Fastenjoghurt, light, seines ursprünglichen Inhalts beraubt. Die Menschen wählen sich aus, was bequem ist und die eigene Weltsicht unterstützt.

An der unbequemen Wahrheit, dass ich sterben muss, an dieser größtmöglichen Beleidigung des menschlichen Lebens, wird das besonders deutlich. Wer auch sonst Grenzen nicht akzeptieren kann, schlägt durch Wiedergeburt sogar dem Tod noch einmal ein Schnippchen.

Demgegenüber hat das christliche Konzept der Auferstehung dann doch einige nicht zu verachtende Vorzüge: Ein Mensch ist mehr als die Summe seiner Leistungen und allein, weil er ein Mensch ist, als Abbild Gottes, wertvoll und liebenswert - mit allen Fehlern und Unzulänglichkeiten. Mein Leben ist kein vorläufiges oder zweitrangiges. Es hat trotz seiner Mängel Bedeutung. Das, was in diesem Leben in all seiner Unabgeschlossenheit und Nicht-Perfektheit beginnt, hat - von Gott geheilt und verwandelt - bleibenden Wert. Und: Der Mensch kann sich nicht durch eigene Anstrengungen zur Vollkommenheit entwickeln. Er muss nicht der Schmied seines Heils oder der Ingenieur seiner Erlösung sein. Die sind immer Gottes Gnade.

Zugegeben, in unserer Welt ist die Vorstellung verbreiteter: Ich muss mir alles verdienen und ich bekomme nichts geschenkt. Aber Auferstehung ist gratis. "Gratis" kommt übrigens von "gratia", lateinisch für Gnade.

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