Da capo: Ambiente

Reisen mit Ö1. Reisemagazin, u.a. mit: Von der Karlskirche zum neuen Hauptbahnhof - eine Grätzelhistorie Wieden, akustisch dokumentiert von Irene Suchy; Das Ait Bougmez - Eine Wanderung durch das glückliche Tal im Hohen Atlas. Von Matthias Haydn; Rom, Via San Teodoro 8. Ein Besuch in der Wohnung des Musikers Giacinto Scelsi. Von Christina Höfferer
Redaktion: Ursula Burkert

Ein Spaziergang auf der Wieden lässt die zentrale Achse der Argentinierstraße erkennen, die vom Stephansdom über den Karlsplatz bis zum Hauptbahnhof reicht.
Ende des 19. Jahrhunderts erbauten hier so neureiche wie kunstsinnig-mäzenatische Unternehmerfamilien ihre Palais, unweit der Theresianischen Akademie auf den Gründen des einstigen Sommersitzes der kaiserlichen Familie; nicht zuletzt, weil sich die elitäre Schule gerade den Söhnen des Bürgertums geöffnet hatte. In den 1930er Jahren entstand das ORF Funkhaus als eines der ältesten in Europa, angrenzend an die Gärten der elitären Schule. In der NS-Zeit, wo die Schule eine nationalsozialistische Ausbildungsstätte wurde, nachdem die jüdischen Palais-Bewohner/innen aus der Umgebung vertrieben und ermordet waren, wurde der Bezirk zum erwählten Wohnsitz der Nazi-Elite.
Es dauerte eine Weile bis die Wieden, die ihren Namen von einem Weidenbaum hat, zu jenem Teil Wiens nahe an der Kultur und an der Politik wurde, der sie heute ist: Jetzt spannt sich von der Karlskirche über das Wien Museum mit dem Theater Akzent und kleineren Bühnen ein Kulturnetz, das sich mit den Gebäuden der Diplomatischen Akademie oder der Arbeiterkammer zu einem gesellschaftspolitischen ausdehnt und in deren Mitte sich das Funkhaus als Plattform für die Verbreitung kultureller und gesellschaftlicher Themen findet: Knotenpunkt einer smart city und Bühne einer sich mehr und mehr engagierenden Zivilgesellschaft.

Die Landschaft wirkt karg, trocken. Vom Auto aus macht sie einen fast eintönigen Eindruck. Doch wie sehr verändert sich diese Landschaft, wenn man sie Schritt für Schritt durchwandert. Alle paar Minuten ein anderes Bild: Man sieht die kleinen Besonderheiten. Da brechen Felsen schroff ab, dort können sich auf dem kargen Boden Pflanzen halten. Knorrige Wacholderbäume erinnern mit ihrer runden Gestalt an große Bälle, die auf den Bergen zu liegen gekommen sind. Dort wo es besonders geschützt ist, haben Berber im Hochtal Ait Bougmez Felder angelegt. Jeder Quadratmeter wird künstlich bewässert. Es ist eine fruchtbare Landschaft, die vor allem im Kontrast zur kargen Gebirgslandschaft ringsum grün und belebt wirkt. In Ait Bougmez setzt man nicht ausschließlich auf die Landwirtschaft, hier gibt es auch eine Schule für Bergführer. Denn das Tal ist auch Ausgangspunkt für mehrtägige Atlas-Wanderungen.

"Ein Stück über eine einzelne Note" heißt eine der rätselhaft-faszinierenden Kompositionen des exzentrischen Italieners Giacinto Scelsi. Giacinto Scelsi, Graf von d'Ayala Valva wurde 1905 geboren und wuchs auf einem Schloss in der Region Kompanien auf, wo er tagelang oft nur eine Note auf dem Klavier anschlug und ihrem Nachhall zuhörte. Später war Scelsi Lebemann, Dandy, Frauenheld und Freund der Surrealisten in Paris, bevor er sich nach einer schweren Krise 1952 in Rom niederließ. Erst dann entfaltete er seinen höchst eigenen Stil als Komponist. Seine Wohnung mit Blick auf den Palatin ist ein exklusives Privatmuseum.

Service

Christina Höfferer, "Lesereise Rom. Vom süßen Leben und der großen Schönheit", Picus Verlag 2015

Museo Giacinto Scelsi
Rom. Via di San Teodoro 8
00186 Roma
Italia
Tel 06 6992 0344
Fax 06 6992 0404
E-Mail
Homepage
Besuch nach Voranmeldung


Ö1 Aktivreise nach Marokko:
Wüstenzauber und Bergfaszination.
Eine Ö1 Aktivreise nach Marokko
Termine
10.- 24. Oktober 2015
7.- 21. November 2015


Kostenfreie Podcasts:
Ambiente Reise-Shortcuts - XML
Ambiente Reise-Shortcuts - iTunes

Sendereihe

Gestaltung