Logos - Theologie und Leben

"75 Jahre Taizé" - Von der Aktualität einer globalen spirituellen Gemeinschaft. Gestaltung: Johannes Kaup

In den sanften Hügeln von Burgund hat sich vor 75 Jahren der junge Schweizer evangelische Theologe Frére Roger Schütz niedergelassen. Er hatte einen Traum: Nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs wollte er ein Zeichen der Versöhnung setzen, Menschen "die Liebe Gottes nahebringen" und eine ökumenische Bruderschaft gründen. Heute gehören der Gemeinschaft rund 100 Brüder aus über 30 Ländern an. Seit den 1970er Jahren ist die Gemeinschaft am Rande des kleinen Dorfes zu einem Treffpunkt von tausenden Jugendlichen aus der ganzen Welt geworden.

Zu den täglichen Gebeten, den weltweit bekannt gewordenen mantraartigen Gesängen, den Zeiten der Stille und des Dialogs, versammeln sie sich mehrmals täglich in der langgestreckten, von Kerzen beleuchteten Hallenkirche. Es ist kein klassisch frommes Publikum, das hier in hunderten Zelten mit Schlafsäcken auf den Hügeln campiert. Für viele ist es das erste Mal in ihrem Leben, dass sie mit konkreter spiritueller Erfahrung konfrontiert sind. Die verschiedenen Sprachen, Kulturen, Mentalitäten und Lebensweisen formen die temporäre Gemeinschaft Tausender zu einem Abbild des globalen Dorfes, in dem die Menschheit virtuell lebt. Doch mit einem großen Unterschied. Hier schauen sie einander in die Augen, hören einander zu, teilen miteinander die einfachen Mahlzeiten, putzen gemeinsam Duschen und Klos, lesen zusammen biblische Texte und tauschen sich gemeinsam über ihre Lebenserfahrungen aus.

Vor 75 Jahren wurde die ökumenische Brüdergemeinschaft gegründet. Vor 100 Jahren, am 12. Mai 1915, wurde ihr Gründer Frére Roger geboren - und vor zehn Jahren während eines Gebets von einer geistig verwirrten Frau ermordet. Johannes Kaup hat sich auf eine Spurensuche nach Taizé begeben - und eine Realutopie globalen Zusammenlebens vorgefunden.

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