Gedanken für den Tag

15. Mai 2015, 06:56

Berufe

"Du bist ja schon wieder gewachsen!" Diese Feststellung hören Kinder ungefähr so oft und so gern wie die Frage: "Und was möchtest du später einmal werden?"

"Groß" hat da das Kind eine Zeitlang geantwortet. Mittlerweile beantwortet es die Frage nach seinem Berufswunsch gerne, allerdings je nach Tagesverfassung und aktueller Interessenslage höchst unterschiedlich. Vor einiger Zeit wollte das Kind unbedingt Balletttänzerin werden, dann "Heiraterin", also Braut.

Als das Kind etwa ein Jahr alt war, gab es überhaupt nur eine relevante Berufssparte: die Müllbranche nämlich. Monatelang sind wir frühmorgens am Fenster gestanden und haben die Müllmänner beobachtet. Später, als die Einsatzfahrzeuge interessant geworden sind, wollte es "Diebstahlforscherin" werden, was aber bitte nicht mit einem einfachen Polizisten zu verwechseln ist. Seit es rudimentär rechnen kann, möchte es "Zahlenerklärerin" werden, was möglicherweise einer Mathematiklehrerin nahe kommt. Den strengen Befehlston hat es jedenfalls schon ganz gut drauf.

Aktuell stehen die Zeichen auf Fußballerin, wobei es bis zur großen Karriere noch die eine oder andere Hürde meistern muss. Jetzt gar nicht nur sportlich. Problematisch ist etwa sein Zugang zu Dingen wie Teamgeist oder das Befolgen von Regeln. Von denen hält das Kind im Allgemeinen nämlich recht wenig. Außer natürlich, es hat sie selbst aufgestellt. Fußball zum Beispiel geht bei uns so: Das Kind läuft dem Ball hinterher, ich laufe dem Kind hinterher, überholen ist verboten und auf die Tore schießen wir nicht. Weise ich sachte auf die eine oder andere Spielregel hin, schickt mich das Kind vom Feld und teilt mir die Rolle des Ersatzspielers zu. Für den Traumjob Bestimmerin ist es nämlich schon jetzt überqualifiziert.

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