Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

1. Otto Neuraths Karriere in England
2. Vertriebene Wissenschaftler im Exil nach 1933
3. Mehr Freude am eigenen Denken: Hirnpotentiale nützen
4. EEGs zeigen subjektive Geschmackswahrnehmung

Redaktion und Moderation: Franz Tomandl

1. Der Sozialreformer im Exil - Otto Neuraths Karriere in England

Er war ein politischer Wissenschaftler und ein forschender Sozialreformer: Otto Neurath zählt zu den intellektuell einflussreichsten Persönlichkeiten der österreichischen Arbeiterbewegung. In den 1920er Jahren war er an der Gründung des "Wiener Kreises" beteiligt und gab dem bedeutenden philosophischen Zirkel seinen Namen. Ziel der interdisziplinären Wissenschaftsrunde war unter anderem, eine wissenschaftliche Weltauffassung zu entwickeln und zu verbreiten. Der Ökonom und Sozialforscher engagierte sich in der "Wiener Siedlerbewegung", um die Wohnungslage im Wien der Zwischenkriegszeit zu verbessern. Von den unzumutbaren Wohnverhältnisse nach dem Ersten Weltkrieg waren vor allem Angehörige der Arbeiterklasse betroffen. Im Austrofaschismus der 1930er Jahre wurde Otto Neurath zum politisch Verfolgten. 1934 mussten er und seine spätere Frau Marie aus Österreich fliehen. Die Flucht führte die beiden schließlich nach England, zunächst in ein Internierungslager auf der Isle of Man.
Mit Michelle Henning, Kulturwissenschaftlerin und Kunsthistorikerin an der Universität Brighton. Autorin: Marlene Nowotny.

2. Etablierung in der Fremde: Vertriebene Wissenschaftler im Exil nach 1933

Nach 1933, als die Nationalsozialisten in Deutschland an die Macht kamen, waren auch hunderte Wissenschaftler - ihrer jüdischen Herkunft oder politischen Gesinnung wegen - gezwungen, ins Exil zu gehen und dort beruflich neu Fuß zu fassen. Von wenigen prominenten Ausnahmen abgesehen, ist lange kaum dazu geforscht worden, wie sich diese fern der Heimat neu orientiert haben und wer ihnen wie dabei geholfen hat. Der österreichische Soziologe Christian Fleck hat dazu nun eine umfangreiche Studie in Buchform vorgelegt. Auf Basis erstmals genutzter Archivbestände gewährt er darin tiefe Einblicke in die institutionalisierte Hilfe für diese Vertriebenen und versucht, jene Faktoren zu identifizieren, die für den Neuanfang emigrierter deutscher und österreichischer Wissenschaftler in den USA, dem bevorzugten Aufnahmeland, ausschlaggebend waren. Darüber hinaus erzählt Fleck auch einige Geschichten von Exilanten, die bisher weniger bekannt waren. Mit Christian Fleck, Soziologe, Universität Graz. Autorin: Sabrina Adlbrecht.

Buchtipp:
Christian Fleck: Etablierung in der Fremde. Vertriebene Wissenschaftler in den USA nach 1933. Campus-Verlag, Frankfurt/New York, 2015.

3. Mehr Freude am eigenen Denken: Hirnpotentiale nützen

Nur die Menschen sind in der Lage, ihre Lebenswelt immer besser nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten. Welche Potentiale das Gehirn hat, versucht der Biologe Gerald Hüther deutlich zu machen. Denn jedes lebende System kann das in ihm angelegte Potential am besten in einem koevolutiven Prozess mit anderen Lebensformen zur Entfaltung bringen. Oder einfacher: Gemeinsam kommen wir weiter als allein. Alte, gebahnte Denkmuster verhindern, was für das Entstehen von Potentialentfaltungsgemeinschaften erforderlich ist: Vertrauen, Austausch, Begegnung. Wenn wir erkennen, dass unser Gehirn sein Potential in Netzwerken mit anderen entfalten kann. Rezensent: Ulfried Geuter.

Buchtipp:
Gerald Hüther: Etwas mehr Hirn bitte. Eine Einladung zur Wiederentdeckung der Freude am eigenen Denken und der Lust am gemeinsamen Gestalten. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2015.

4. Geschmack lesen: Psychologenteam liest aus EEGs die subjektive Wahrnehmung von Geschmack

Die Fähigkeit zu Schmecken ist für den Menschen essentiell. Schmeckt etwas bitter oder sauer, kann es ein Zeichen dafür sein, dass die Nahrung vergoren, unreif oder giftig ist. Über den Geschmackssinn ist bislang wenig bekannt. Ein Team von Psychologen hat folgende Entdeckung gemacht: Aktivitätsmuster im Gehirn lassen Rückschlüsse auf die subjektive Wahrnehmung einer Geschmacksrichtung zu. Mit Kathrin Ohla, Deutsches Institut für Ernährungsforschung; Niko Busch, Psychologe, Charité Berlin. Autorin: Anna Koltermann

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