Europa-Journal

1. Das Pulverfass Mazedonien
2. Späte Wiedergutmachung von NS-Unrecht - 102-jährige Berlinerin bekommt ihren Doktortitel
3. Medienfreiheit im Donauraum - zwischen Zensur und Ausverkauf


Das Pulverfass Mazedonien

Im vergangenen Monat kam es in der mazedonischen Stadt Kumanovo zu heftigen Gefechten zwischen ehemaligen UÇK-Kämpfern und der Polizei, die mit zahlreichen Opfern endeten. Der Vorfall erinnerte an den Bürgerkrieg vom 2001. Doch diesmal hatten die Aggressoren nicht den Rückhalt der mazedonischen Albaner. Wer den Angriff organisiert hat, ist immer noch ungeklärt. Es wird nicht ausgeschlossen, dass die Regierung von Nikola Gruevski die Kämpfe mit den angeblichen Terroristen inszeniert hat, um von der Unzufriedenheit mit ihrer Politik abzulenken. Seit Monaten schwelt eine Regierungskrise in Mazedonien. Die Opposition wirft der Regierung Gruevski Machtmissbrauch und Korruption vor und fordert den Rücktritt des Premiers. Doch Gruevski will frühestens in zehn Monaten Neuwahlen ansetzen. Jetzt bemüht sich auch die EU, im Rahmen ihrer Westbalkan-Initiative zu einer Entspannung der Situation beizutragen. Ein Bericht von Diljana Lambreva


Späte Wiedergutmachung von NS-Unrecht - 102-jährige Berlinerin bekommt ihren Doktortitel

Sie begründete die Frühchen-Medizin in Berlin, ihren Doktortitel bekam sie erst jetzt: Ingeborg Rapoport hat mit knapp 80 Jahren Verspätung ihre Prüfung abgelegt. Das hatte man ihr in der Nazizeit wegen ihrer jüdischen Wurzeln verweigert. Der Titel war ihr nicht mehr wichtig - aber das Unrecht wieder gutzumachen schon. Die Lebensgeschichte von Ingeborg Rapoport klingt unglaublich: Geboren wurde sie 1912 in Kamerun, der damaligen deutschen Kolonie. In Hamburg studierte sie in den 1930er Jahren bei einem NS-Kritiker Medizin. Ihre Doktorarbeit wurde aber nicht angenommen, weil ihre Mutter Jüdin war. Sie emigrierte in die USA, wurde dort zur Kommunistin, musste vor dem fanatischen Senator McCarthy fliehen, landete über Österreich kommend in der DDR, begründete in Berlin die Frühchen-Medizin und holte jetzt mit 102 Jahren jene Doktorprüfung nach, die ihr vor 80 Jahren verweigert worden war. Zur Prüfung kamen der Dekan und der Prüfungsausschuss zu ihr ins Wohnzimmer. Diese Woche bekam Ingeborg Rapoport in einer feierlichen Zeremonie endlich ihren Doktortitel verliehen. Ein Bericht von Igal Avidan


Medienfreiheit im Donauraum - zwischen Zensur und Ausverkauf

Während es in Ungarn eine große Medienvielfalt und trotzdem wenig Medienfreiheit gibt, werden in Tschechien die einflussreichsten Zeitungen, bisher in der Hand ausländischer, vornehmlich deutscher Medienkonzerne, an tschechische Oligarchen verkauft. Am Westbalkan spielen zunehmend neue Player wie Al Jazeera Balkans und N1, eine CNN-Tochter, eine wichtige Rolle. In der Ukraine sind seit der Maidan-Revolution die sozialen Netzwerke für viele Menschen zur wichtigsten Informationsquelle geworden. Die großen Umbrüche in der Medienlandschaft standen im Zentrum einer Diskussion, die diese Woche auf Einladung des Instituts für den Donauraum in Wien stattgefunden hat. Ein Bericht von Brigitte Fuchs


Moderation: Agathe Zupan

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