Salzburger Nachtstudio

Verzeihen - eine menschliche Herausforderung und ein ethischer Anspruch.
Gestaltung: Nikolaus Halmer

Verzeihen erleichtert, befreit und versöhnt. Außerdem ist es ein zentrales Element des menschlichen Zusammenlebens - sowohl im Alltag als auch in der philosophischen Reflexion. Trotzdem hat Verzeihen lange Zeit in der akademischen Philosophie eine marginale Rolle gespielt. Nun hat der Philosoph Klaus-Michael Kodalle ein umfangreiches Werk über diese im politischen und gesellschaftlichen Diskurs wichtige Thematik vorgelegt. Darin propagiert er eine Ethik des Verzeihens. Kodalle setzt sich auch mit Philosophen auseinander, die - wie Vladimir Jankélévitch - das Verzeihen ablehnen. Gegen diese unversöhnliche Position des "Nicht-Verzeihens" steht die positive Einschätzung von Hannah Arendt, für die das Verzeihen, weil es freiwillig geschieht, einen neuen Anfang darstellt.

Für Psychoanalytiker/innen und Psychotherapeut/innen ist das Verzeihen schon lange ein Thema. Durch die politischen Ereignisse unserer Tage erfährt es im interkulturellen Kontext neue Brisanz. - Nikolaus Halmer spannt daher den Bogen vom postkolonialen/indischen Diskurs über die Stellungnahme der syrischen Schriftstellerin Rasha Abbas bis zur Darstellung des Verzeihens in der Kultur der australischen Aborigines.

Service

Marc Crépon/Verena Rauen (Hrsg.): Aporien des Verzeihens, Turia&Kant Verlag
Vladimir Jankélévitch: Das Verzeihen. Essays zur Moral und Kulturphilosophie, suhrkamp taschenbuch wissenschaft 1731
Vladimir Jankélévitch/Béatrice Berlowitz: Irgendwo im Unvollendeten, Turia&Kant Verlag
Klaus-Michael Kodalle: Verzeihung denken, Wilhelm Fink Verlag
Ruth Klüger: weiter leben. Eine Jugend, Wallstein Verlag
Wiard Raveling: Ist Versöhnung möglich? Meine Begegnung mit Vladimir Jankélévitch, Isensee Verlag
Syria speaks. Art and Culture from the Frontline, Edited by Malu Halasa, Zaher Omareen and Nawara Mahfoud, Saqi Books

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