Gedanken für den Tag

17. Juni 2015, 06:56

Die bekannte palästinensische Dichterin FadwaTouqan wurde 1917 in Nablus geboren. Sie hat in Oxford Englisch und Literatur studiert. Touqan hat sich in ihren Gedichten, die in zahlreiche Sprachen übersetzt worden sind, für die Anliegen des palästinensischen Volkes eingesetzt. Zentrale Themen ihrer Lyrik sind jedoch auch Frauen, Liebe und sozialer Protest. FadwaTouqan, die 2003 gestorben ist, gilt als eine der bedeutendsten Figuren der modernen arabischen Literatur. In einem ihrer Gedichte schreibt sie:

Sei nicht verzweifelt, nicht traurig, dass unser Weg
Uns vor der Ankunft schon wieder verlorengehen ließ.
Unsere Sehnsüchte, unsere Wünsche, welche
Nicht ihre Wanderung beendeten
Bis zur Verwirklichung - sie bleiben tausendmal süßer,
schöner und holder, und der Kuss, welcher hauchte auf
unseren Lippen
eines Tages und immer noch sehnlich erwartet die Leser -
er bleibt tausendmal süßer,
leidenschaftlich begehrter,
und das stumme Wort, ach, hinter unserem Schweigen,
das wir an unserem Herzen befestigt, das wir nicht
sprechen,
wird leuchten in unseren Augen für immer
wie ein Stern in strahlendem Schimmer.

Sei nicht verzweifelt, dass auf unserem Wege
unsere Sehnsucht liegt wie begrabene Knospen,
sich nicht mehr öffnend unter des Lichtes Streicheln.
Lasse sie auf die Fülle des Wassers warten,
hungernd und dürstend nach dem Blitz - aber der kommt
nicht zum Garten.
Unsere Blumen, wenn sie sich auftun, werden sterben,
und wir werden in ihrer Asche sterben,
enden, verderben.

Sei nicht verzweifelt, nicht traurig,
denn ich bin, mein Freund,
verzweifelt nicht oder traurig!

Service

Buch, Annemarie Schimmel, Hg., "Ein Buch namens Freude. Gedichte von Frauen aus der islamischen Welt", Verlag C. H. Beck

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