Betrifft: Geschichte

Zwangsarbeit in den Kolonien. Über Kolonialisierung und Ausbeutung der afrikanischen Bevölkerung. Mit Alexander Keese, Historiker von der Humboldt-Universität zu Berlin. Gestaltung: Natasa Konopitzky

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begannen europäische Länder ihre Macht im rohstoffreichen Afrika auszubauen. Europa, das selbst lange von Sklaverei profitiert hatte, rechtfertigte seine Kolonialisierungsbestrebungen mit dem Argument, die Sklaverei innerhalb Afrikas abschaffen zu wollen. In eroberten Gebieten wurde die Sklaverei zwar verboten, aber durch Zwangsarbeit ersetzt. Die Kolonialherren benötigten Arbeitskräfte zum raschen Ausbau der Infrastruktur. Im Schnitt waren es 30 Prozent der männlichen Bevölkerung, die für Trägerdienst, im Straßenbau, zum Sammeln von Wildkautschuk oder zum Anbau von Baumwolle eingesetzt wurden. In der Anfangsphase des Kolonialismus verfügten die britischen, französischen, belgischen und portugiesischen Kolonialherren mehr oder weniger willkürlich über die afrikanische Bevölkerung. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Zwangsarbeitsdienste genauer geregelt, auch die Dauer des Arbeitseinsatzes, doch fanden sich immer wieder Tricks, diese Beschränkungen zu umgehen. In den Heimatdörfern der Arbeiter führte der Abzug der arbeitsfähigen Männer und ihrem Einsatz an weit entfernten Gebieten zur Destabilisierung der Gemeinschaften und im schlimmsten Fall zu schweren Hungersnöten. Um der Zwangsarbeit zu entgehen, wurde mitunter mit Bestechung agiert oder es entstanden an fast unzugänglichen Stellen Fluchtdörfer. Die Missachtung und Geringschätzig der Schwarzen von Seiten der Kolonialverwaltungen war so groß, dass man an der Zwangsarbeit auch dann noch festhielt, wenn Hungersnöte ausbrachen und dem Kolonialstaat Steuereinnahmen entgingen.

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