Betrifft: Geschichte

Kronen-Millionäre. Spitzeneinkommen vor dem Ersten Weltkrieg.
Mit Roman Sandgruber, Institut für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Universität Linz.
Gestaltung: Caroline Wolf

Die letzten Jahrzehnte der Habsburger Monarchie waren von einer extremen Einkommensungleichheit geprägt. Am stärksten manifestierte sich diese in der Reichshauptstadt Wien. Dort lebten neben unzähligen Bettlern und Tagelöhnern auch einige wenige Einkommensmillionäre. Die reichsten 0,7 Promille der damaligen Gesellschaft erwirtschafteten knapp zehn Prozent aller Wiener Einkommen. 1910 zählte man 929 Millionäre in der Stadt.

Nach dem Ausbruch des 1. Weltkrieges begann ihre Zahl drastisch zu sinken. Gründe waren der Wegfall von Handelsverbindungen, sowie Fehlinvestitionen wie der Kauf von Kriegsanleihen. Inflation und Weltwirtschaftskrise führten zu weiteren großen Vermögensverlusten. 1938 waren von den 929 Millionären des Jahres 1910 nur noch 180 übrig geblieben. 102 davon wurden von den NS-Behörden als jüdisch eingestuft. Durch Enteignung, Vertreibung und Ermordung verlor diese Gruppe ihr gesamtes Vermögen. Die Kriegs- und ersten Nachkriegsjahre bedeuteten auch für die wenigen noch in Wien verbliebenen Millionäre zusätzliche Einbußen. Als Ergebnis des grassierenden Neoliberalismus nähern wir uns, in Sachen Vermögensverteilung, heute wieder den Verhältnissen des Jahres 1910 an.

Service

Kostenfreie Podcasts:
Betrifft: Geschichte - XML
Betrifft: Geschichte - iTunes

Sendereihe