Gedanken für den Tag

30. September 2015, 06:56

Gestern war von der Erblindung des alten Tobit in Ninive zu hören. Von seiner Verzweiflung darüber, dass in den Augen der Welt der Wohltätige für seine Treue anscheinend doch nur mit Unglück belohnt wird.

Dann ein überraschender Schauplatzwechsel im Buch Tobit. In der Stadt Ekbatana, dem heutigen Hamadan an der traditionellen Handelsroute zwischen Bagdad und Teheran, lebt ein Vetter des Tobit namens Raguel. Infolge der Deportation der Sippe in die Zerstreuung wusste man kaum mehr etwas voneinander. Nur gerüchteweise war von einem großen Leid der Familie des Vetters zu hören. Dass nämlich die schöne Tochter Sara unter einer schrecklichen Verwünschung litt: Mit sieben Männern war sie schon verheiratet worden; aber ein Dämon hatte alle in der Hochzeitsnacht getötet, bevor sie die Ehe mit ihr vollziehen konnten. "Du bringst alle deine Männer um", warf sogar die Dienerin der unglücklichen Sara vor. Sara wünscht sich - wie Tobit in seinem Kummer - den Tod.

Sie wandte sich zum Fenster, das in Richtung Jerusalem lag, und betete: "Gepriesen seist du, gütiger Gott; alles, was du geschaffen hast, muss dich rühmen! Befiehl, dass ich von diesem Leben erlöst werde und keine Schmähungen mehr hören muss! Ich bin das einzige Kind meines Vaters, und niemand ist in der ganzen Verwandtschaft, der mich heiraten kann. Sieben Männer habe ich verloren; wozu ist denn mein Leben noch gut? Wenn ich aber nicht sterben soll, Herr, dann hilf mir doch aus dieser Schande!"
Jetzt schlägt die Stunde des Engels.

Die Gebete der beiden - des blinden Tobit und der unglücklichen Sara - trägt er empor bis zum Thron Gottes und Gott erhört sie. Er sendet seinen Engel Rafaël, damit er die beiden in der Not ihrer Seele und ihres Leibes heile. Der Name Raphael sagt ja alles, er bedeutet: Gott heilt.

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