Gedanken für den Tag

von Alexander Tschernek, Schauspieler. "Jeder Tag hat seine eigenen Sorgen" - Pragmatische Meditationen über Geist und Geld und Gutesleben. Gestaltung: Alexandra Mantler

Geldsparzeit

Wenn ich ganz ehrlich bin, muss ich zugeben, dass ich mich mit der Geldwirtschaft und allem, was dazugehört, nicht mehr wirklich auskenne. Das hängt unter anderem auch damit zusammen, dass wir fast überall als Bürgerinnen und Bürger der Konsumwelt aufgerufen, wenn nicht gar gezwungen werden (wer will denn schon DER DUMME sein?), das günstigste Angebot zu suchen und zu finden und somit Geld zu sparen! Das ist dann auch manchmal so, dass man Geld spart, aber es raubt auch immer mehr Zeit. Wenn die Aussage, dass Zeit Geld ist, wirklich stimmt, geht die Rechnung, glaube ich, oft nicht mehr auf. Zum Beispiel nach circa einstündiger Recherche mit abschließender Buchung auf den Internetseiten von ÖBB, Deutscher Bahn und SBB für die günstigste Europa-Spezial-Verbindung von Wien nach Basel bin ich nach endlosem Klicken und Vergleichen meist fix und fertig und denke sehnsüchtig an die "guten alten Zeiten" zurück, in welchen Bahn-Tickets einen klaren Preis hatten und einfach nur gekauft werden mussten. Und überhaupt bin ich gerne bereit, für alles einen realen oder realistischen Preis zu zahlen, weil ich daran auch erkennen kann, was ich mir leisten kann und was nicht. Gut wirtschaften kann ich, würde ich behaupten...!

Philip Kovce und Daniel Häni beschreiben in ihrem gerade erschienen Buch zum Bedingungslosen Grundeinkommen "Was fehlt, wenn alles da ist" diesen Sachverhalt dankenswerterweise auch sehr klar: "Konsumfreiheit heißt nicht, dass ich alles kaufen kann. Konsumfreiheit heißt, dass ich nicht gezwungen bin, etwas zu kaufen, und dass ich selbst entscheiden kann, was ich kaufe. Habe ich wenig Mittel, bin ich eher gezwungen, Billigprodukte zu kaufen. Der Preis steht im Vordergrund, nicht die Qualität. Das Bedingungslose Grundeinkommen könnte uns in unseren Konsumentscheidungen souveräner werden lassen. Es könnte das soziale Gefüge zwischen Herstellern und Verbrauchern aufdecken und uns von gehetzten Schnäppchenjägern zu umsichtigen Konsumbürgern werden lassen."

Außerdem empfehle ich Ihnen, einmal in vollem Bewusstsein Geld aus dem Fenster zu werfen, 50 Cent oder 1 Euro genügen - das ist schön absurd, befreiend und erkenntnisgewinnbringend. Versprochen. Ich hab's einmal getan, aus einem Zugfenster. Freilich in den "guten alten Zeiten", als diese sich noch öffnen ließen....!

Service

Alexander Tschernek
Projekt Bank für Gemeinwohl
Das Lied von der belebenden Wirkung des Geldes - Ö1-CD
29.10. RadioKulturhaus: PHILOSOPHIE PUR - ALEXANDER TSCHERNEK & FRIENDS

CD: Alexander Tschernek, "Geist und Geld und Gutesleben", ORF-CD773

Buch: Christian Felber, "Geld - Die neuen Spielregeln", Verlag Deuticke
Buch: Christian Felber, "Die Gemeinwohlökononie - Das Wirschaftsmodell der Zukunft", Verlag Deuticke

Buch: Daniel Häni, Philip Kovce, "Was fehlt, wenn alles da ist? - Warum das bedingungslose Grundeinkommen die richtigen Fragen stellt", Verlag Orell Füssli

Buch: Sören Kierkegaard, Gesammelte Werke und Tagebücher, hersg. von E. Hirsch, H. Gerdesund H.M. Junghans Band 19, Zur Selbstprüfung der Gegenwart anbefohlen ( 27. / 29. Abt.), Grevenberg Verlag Dr. Ruff & Co. OHG, Simmerath 2003

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Wayne Shorter/geb.1933
Album: SHORTER MOMENTS - THE MUSIC OF WAYNE SHORTER
Titel: Infant eyes/instr.
Solist/Solistin: Klaus Wienerroither /Gitarre < rechter Kanal >
Solist/Solistin: Thomas Mauerhofer /Gitarre < linker Kanal >
Länge: 01:30 min
Label: ORF Radio Österreich 1 Edition

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