Gedanken für den Tag

22. Oktober 2015, 06:56

Boxen & Gemeinwohl

Durchhalten - Nichtaufgeben - Durchhalten - Durchhalten - Esgehtnoch.. - Seit einem guten Jahr gehe ich Boxen. Das tut mir gut. Das leiste ich mir. Auch wenn der Füllstand im Erwerbsarbeitsgeldbeutel oft zu wünschen übrig lässt. Als freischaffender Schauspieler freut man sich über jeden gutbezahlten Job. Die Konkurrenz ist groß, das Geld wird weniger, es wird gespart und gespart - ja, da muss man sich halt durchboxen! Schläge einstecken, umfallen und wieder aufstehen, weitermachen. So erlebe ich den Kapitalismus und unsere Gesellschaft, die sich dem weitgehend verschrieben hat. Ob mir das passt oder nicht. Jetzt können Sie mich freilich missverstehen und meinen, ich würde jeden, der mir im Wege steht, ins Abseits kicken... So ist es aber nicht, dazu bin ich viel zu friedliebend und feige. Vor allem trainiere ich Schlagfertigkeit und geistige Präsenz (das hilft z.B. bei Vertragsverhandlungen) - ich würde also sagen, in erster Linie trainiere ich für mein Wohl, und dann für das Gemein-Wohl, weil ich erlebe, dass, wenn es mir gut geht, das auch auf mein Umfeld abstrahlt - gute Sache, oder?

Vor ca. 10 Jahren habe ich auf einem Transparent auf einer automobilumtosten Verkehrsinsel am Matzleinsdorfer Platz in Wien (ich glaub, das war eine Kunstaktion) den Satz gelesen: "Wenn's der Wirtschaft gut geht, geht's der Wirtschaft gut." Der Satz ist mir als Denkreiz hängengeblieben. Das kann ich als (mittlerweile seit 2008 aufmerksamer) Beobachter der Wirtschaftsnachrichten ungetröstet und getrost bemerken, dass das stimmt, und dass es oft den Menschen nicht besser geht, wie gerne behauptet wird. Was bin ich da froh, dass es zunehmend Alternativen gibt: Als ich letztes Jahr für mein Philosophie-Hörbuch "Geist und Geld und Gutesleben" recherchiert habe, habe ich Christian Felber und die Gemeinwohl-Ökonomie kennengelernt. Und das ist nun wirklich eine gute und schöne und wahre Herausforderung für uns und die in Gründung begriffene "Bank für Gemeinwohl" - eine Bank, die nicht blind dem Wachstum und dem Gewinn huldigt und damit zum Umdenken anregt - das "gefällt mir". Ein weiser Mann hat mir einmal gesagt: "Jaja, das Geld muss fließen. Und mit Wertschätzung gut eingesetzt ist es eigentlich nichts anderes als materialisierte Liebe!" In diesem Sinne möchte ich mich gerne weiter durchs Leben boxen.

Service

Alexander Tschernek
Projekt Bank für Gemeinwohl
Das Lied von der belebenden Wirkung des Geldes - Ö1-CD
29.10. RadioKulturhaus: PHILOSOPHIE PUR - ALEXANDER TSCHERNEK & FRIENDS

CD: Alexander Tschernek, "Geist und Geld und Gutesleben", ORF-CD773

Buch: Christian Felber, "Geld - Die neuen Spielregeln", Verlag Deuticke
Buch: Christian Felber, "Die Gemeinwohlökononie - Das Wirschaftsmodell der Zukunft", Verlag Deuticke

Buch: Daniel Häni, Philip Kovce, "Was fehlt, wenn alles da ist? - Warum das bedingungslose Grundeinkommen die richtigen Fragen stellt", Verlag Orell Füssli

Buch: Sören Kierkegaard, Gesammelte Werke und Tagebücher, hersg. von E. Hirsch, H. Gerdesund H.M. Junghans Band 19, Zur Selbstprüfung der Gegenwart anbefohlen ( 27. / 29. Abt.), Grevenberg Verlag Dr. Ruff & Co. OHG, Simmerath 2003

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler