Leporello

Buch Klaus Kufeld: "Das Singen der Schwäne. Über den Tod und das Glück"

"Das Singen der Schwäne. Über den Tod und das Glück" - so heißt das neue Buch von Klaus Kufeld; soeben ist es in der Edition Splitter erschienen, heute Abend wird es vom Autor in der Wiener Hauptbücherei vorgestellt.

Kufeld, Dichter, Essayist und Direktor des Ernst Bloch Zentrums in Ludwigshafen, hat bisher u.a. philosophische Monographien, hauptsächlich zum Thema Reisen, geschrieben, etwa "Die Reise als Utopie" oder "Die Erfindung des Reisens". Das jüngste Werk ist nun sein persönlichstes, es handelt ebenfalls von einer Reise, jedoch von einer sehr besonderen. Denn Klaus Kufeld erzählt im Buch von seiner Begegnung mit dem Tod. Sie fand statt, als seine Mutter starb.

Klaus Kufeld hat etwas Ungewöhnliches getan: ab dem Zeitpunkt des Todes seiner Mutter blieb er, zusammen mit weiteren Hinterbliebenen, drei Stunden lang am Sterbebett sitzen und führte einen inneren Monolog, besser gesagt: ein fiktives Gespräch, mit Frage und Antwort

Keineswegs esoterisch veranlagt, entwickelte Klaus Kufeld eine Kunstform für das Gespräch mit seiner toten Mutter. Die Fragen, die er stellte, entsprangen seinen tiefen Emotionen. Die Antworten konstruierte er, indem er sich in das Denken und Leben der Toten einfühlte und in seine intellektuelle Sprache übersetzte. Dabei lehnte sich der Dichter an die tibetisch-buddhistische Tradition des Bardo an, womit eine Art Zwischenzustand, ein Übergang bezeichnet wird.

Philosophieren heißt Sterben Lernen, diesen Satz des französischen Aufklärers Michel Montaigne zitiert Klaus Kufeld in seinem Buch "Das Singen der Schwäne. Über den Tod und das Glück". Montaignes Satz führt auch zur Auflösung des Rätsels, was denn der Tod wohl mit dem Glück zu tun haben soll: es handelt sich, so Kufeld, um nichts anderes als um das Glück, ein Leben vor dem Tod führen zu können.

Für Kufelds Mutter, sie hieß Stefanima und war eine einfache Frau vom Land, bot die Philosophie noch einen anderen Zugang, nämlich den zu ihrem Sohn: sie wollte verstehen, was dieser so alles schrieb und las.

Im Vorwort von Klaus Kufelds Buch liest man übrigens auch den Satz: Philosophieren heißt leben lernen. Stefanimas Leben war von harter Arbeit geprägt, sie wuchs in ärmsten Verhältnissen auf. Und dennoch, so Kufeld, war ihr Leben reich, denn sie liebte die Menschen und die Natur. Die Philosophie, die ihr Sohn studierte, musste sie nicht erst lernen, sie lebte sie.- Gestaltung: Christa Eder

Service

Kostenfreie Podcasts:
Leporello - XML
Leporello - iTunes

Freitag, 23. Oktober 2015, 19:00 Uhr
Hauptbücherei am Gürtel, 1070 Urban-Loritz-Platz 2a

Klaus Kufeld liest aus Das Singen der Schwäne. Über den Tod und das Glück (Edition Splitter)
Hannes Pircher liest aus Sorella Morte. Über den Tod und das gute Leben. Betrachtungen eines Grabredners (Edition Splitter)
Moderation: Anita Natmeßnig (Autorin und Filmemacherin)
Musikbegleitung: Barbara Rombach-Kuderna (Violine) und Max Kuderna (Viola)

Sendereihe