Moment - Kulinarium

Teetied mit Kluntje und Wulkje. Der Ostfriesentee und sein Zeremoniell. Gestaltung: Barbara Zeithammer. Kostnotizen: Der Gault Millau 2016. Gestaltung Alexander Bachl. Moderation und Redaktion: Xaver Forthuber

Tee ist mehr als nur ein Getränk - ganz besonders in Ostfriesland. In der beschaulichen Provinz im Norden Deutschlands, die bis zu zwei Meter unter dem Meeresspiegel liegt, wird mehr Schwarztee getrunken, als irgendwo sonst auf der Welt. Der Ostfriesentee, der aus bis zu 20 Sorten gemischt wird, hat Krieg ausgelöst, Hausfrauen ins Kriminal getrieben und prägt den Alltag bis heute - von früh am Morgen bis spät am Abend, von der Kindheit bis zum Tod.

Eine Teetied, wie die Teezeremonie genannt wird, ist eine weihevolle und dennoch alltägliche Angelegenheit - mit einem Stück Kandiszucker (Kluntje) und einem Löffel Obers. Auf keinen Fall wird umgerührt, auch wenn ein Löffel auf der Untertasse liegt.

Service

Kontaktadressen:

Ostfriesisches Teemuseum Norden
Am Markt 36 (Altes Rathaus)
26506 Norden

Bünting Teemuseum Leer
Brunnenstraße 33
26789 Leer

Bezugsquellen für Echte Ostfriesenmischung (Teehandelshäuser aus Ostfriesland):

Bünting, Leer
Thiele Tee, Emden
Onno Behrends, Norden
Uwe Rolf, Aurich

Zutaten für die Teetied:

"Tee as Ölje, Kluntje as'n Sliepsteen un Rohm as'n Wulkje - (Zu einer guten Tasse Tee gehört): Tee (so stark) wie Öl, Kandis (so groß) wie ein Schleifstein und Sahne (so zart) wie ein Wölkchen."

Dünnwandige, kleine Porzellanteetassen (Koppkes)
Teekanne (Treckpott)
Stövchen
Kännchen für das Obers, kleiner Schöpflöffel
Echter Ostfriesentee (auch wenn es für Ostfriesen keine Alternative gibt: anderer kräftiger Schwarztee)
Kandis (Kluntje, 1 Stück pro Tasse)
Obers
15 Minuten Zeit

Die Teetied:
Zuerst kommt ein Kluntje in jede Tasse. Dann wird der Tee aufgegossen - dem Knistern wird andächtig gelauscht, die Farbe begutachtet. Die Gastgeberin, der Gastgeber schenkt sich zuerst ein und Gäste bedienen sich nie selbst an der Teekanne. Anschließend wird mit dem kleinen Schöpflöffel etwas Obers am Tassenrand entlang langsam in den Tee geschüttet - gegen den Uhrzeigersinn, um die Zeit anzuhalten. Das Obers sinkt ab und steigt dann als Wulkje (Wölkchen) wieder auf. Auf gar keinen Fall wird umgerührt. Der Tee wird ziemlich heiß in etwa drei Schlucken getrunken: Die Milde des Obers, das herbe Aroma des Tees, die Süße des Kandis. Drei Tassen Tee sind Ostfriesenrecht, alles andere ist unhöflich - für Gast wie Gastgeber. Der Kluntje sollte für drei Tassen reichen - vorausgesetzt, man rührt nicht um. Erst, wenn man genug hat, kommt der Löffel zum Einsatz: Stellt man ihn in die Tasse, weiß der Gastgeber, man möchte keinen Tee mehr.

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