Radiodoktor - Medizin und Gesundheit

G&G - Was haben Glück und Gesundheit miteinander zu tun?

Zu Allerseelen gedenken wir unserer Verstorbenen. Diese Zeit ist oft von Trauer und Melancholie bestimmt. Manche beschäftigen sich in diesen Tagen mehr mit dem Tod als mit dem Leben.
Die heutige Sendung ist den Momenten des Wohlergehens, des Glücks gewidmet. Den freudigen Augenblicken, die wir bereits erlebt haben und sicher noch erleben werden. Wir bieten Ihnen also ein Kontrastprogramm zu den nebelig-dunklen Novembertagen: Wir gehen der Frage nach, ob und in welcher Weise Glück die Gesundheit fördern kann und welche Prozesse dabei in unserem Körper ablaufen.
Die Glücksforschung, eine noch sehr junge Disziplin, fußt in der Philosophie, der Ökonomie, der Medizin und der Psychologie. Eine wichtige Wurzel der Glücksforschung ist die humanistische Psychologie, die auf Abraham Maslow zurückgeht. Außerdem beruft sie sich auf die Salutogenese nach Aaron Antonovsky. Nachdem der israelisch-amerikanische Medizinsoziologe feststellte, dass nicht alle KZ Überlebenden schwere psychische Schäden aufwiesen, begann er nach jenen Faktoren zu suchen, die einen Menschen gesund erhalten. Seit den 1990er Jahren gibt es die Forschungsrichtung "Positive Psychologie", deren Hauptvertreter Martin Seligman ist. Auch sie beschäftigt sich nicht mehr mit der Frage, was uns unglücklich macht und wie wir krank werden, sondern mit jenen Bedingungen, die uns glücklich und gesund machen. Die Grundannahme dieser Forschung: Durch den Wegfall von Unglück stellt sich nicht automatisch Glück ein - das heißt also, Glück kann und muss aktiv angestrebt werden.
Wie aber entstehen überhaupt Glücksgefühle? Was geht im Körper vor sich, wenn wir glücklich sind? Bei Vorfreude produzieren Nervenzellen im Mittelhirn Dopamin, das an der Entstehung von Glücksgefühlen beteiligt ist. Dopamin ist ein Botenstoff, der wesentlich sowohl auf das sympathische als auch auf das parasympathische Nervensystem einwirkt. Dopamin gelangt ins Mittelhirn und in den Nucleus accumbens, wo das Hormon die Aufmerksamkeit erhöht. Gemeinsam mit einem weiteren Botenstoff - dem Noradrenalin - löst es die Kaskade von neurobiologischen Vorgängen aus - die wir Glück nennen.
Wesentlich daran beteiligt ist das limbische System - unser Gefühlszentrum. Dort werden alle Sinneseindrücke aufgenommen und in Gedanken bzw. Gefühle transformiert.

Bekannt ist, dass sich körperliche Erkrankungen und Depressionen gegenseitig bedingen. Es gibt viele Studien, die gezeigt haben, dass Menschen mit einer Depression im Vergleich zu nicht betroffenen Personen wesentlich früher und schneller eine Herz-Kreislauf-Erkrankung bekommen. Depressionen haben auch ganz ausgeprägte, negative Auswirkungen auf die Heilung - zum Beispiel nach einer Herzoperation - auf die Regenerationsphase und auf bestehende Erkrankungen wie zum Beispiel eine Herzschwäche.

Diesmal informiert Sie Dr. Christoph Leprich über die neurobiologischen Prozesse, die uns Glück verspüren lassen und über die Auswirkungen eines zufriedenen Lebens auf die Gesundheit.

Eine Sendung von Manuel Simbürger.

Service

Dr. Gebhard Breuss, Allgemeinmediziner mit Schwerpunkt Psychosomatik & TEM
Univ. Prof. Dr. Irene Lang, Klin. Abteilung für Kardiologie, MedUni Wien
Margot Maaß, M.A., Mitbegründerin "Die Sinnstifter"
Mag. Maria-Anna Pleischl, Psychotherapeutin & Generalsekretärin des Österreichischen Arbeitskreises für Gruppentherapie und Gruppendynamik
Sonia Laszlo, Glücksforscherin & Schauspielerin
Prim. Univ.-Prof. Dr. Jeanette Strametz-Juranek, FA für Innere Medizin und Kardiologie, Leiterin der Sonderkrankenanstalt Rehabilitationszentrum Bad Tatzmannsdorf

Netzwerk Psychosomatik
Institut für Europäische Glückforschung
Zentrum für Integrative Psychosomatik und Psychotherapie
Glücksarchiv
Positive Psychologie
Fritz Schubert Institut
Die Risiken des Reichtums
Was Geld mit uns macht

Manfred Stelzig, "Was die Seele glücklich macht: Das Einmaleins der Psychosomatik",
Ecowin, 7. Auflage 2009

Sonia Laszlo, "Fuck Happiness: Von der Tyrannei des Glücks", Goldegg Verlag, 2012

Aaron Antonovsky, Alexa Franke, "Salutogenese. Zur Entmystifizierung der Gesundheit",
Verlag DGVT 1997

Walter Schmidt, "Dicker Hals und kalte Füße: Was Redensarten über Körper und Seele verraten - Eine amüsante Einführung in die Psychosomatik", Goldmann Verlag, 2013

Martin E.P. Seligman, "Der Glücks-Faktor: Warum Optimisten länger leben", Bastei Lübbe, 2005

Abraham H. Maslow, "Motivation und Persönlichkeit", Verlag rororo 1981

Wilhelm Schmid, "Glück: Alles, was Sie darüber wissen müssen, und warum es nicht das Wichtigste im Leben ist", Insel Verlag, 2007

Alfred Bellebaum, "Glück hat viele Gesichter: Annäherungen an eine gekonnte Lebensführung", VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2010

Dr. Eckart von Hirschhausen, "Mein Glück kommt selten allein", Rowohlt Taschenbuchverlag, 2011

Richard Easterlin, "Happiness, Growth, and the Life Cycle", Oxford University Press 2011

Sendereihe