Praxis - Religion und Gesellschaft

1. "Generation Allah" - Islamismus-Experte Ahmad Mansour warnt
2. IGGÖ-Präsident Fuat Sanac zu den Anschlägen in Paris
3. Die "Orbanisierung" Europas

1. "Generation Allah" - Islamismus-Experte Ahmad Mansour warnt

Bei den Anschlägen am Freitagabend auf eine Konzerthalle, Restaurants, Cafes und in der Nähe des Fußballstadions Stade de France sind ja in Paris 129 Menschen getötet und 352 weitere verletzt worden. Am Tag zuvor sind in Beirut 44 Menschen getötet worden. Zu beiden Attacken hat sich die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" bekannt. Internationale Terrorexperten und auch der US-Geheimdienst CIA rechnen damit, dass der IS weitere Anschläge vorbereitet.
Mit der Botschaft "Not in my name" distanzieren sich derzeit Musliminnen und Muslime in der ganzen Welt von den Anschlägen in Paris. Sie sehen den Islam durch die Terrormiliz missbraucht. Doch der deutsche Psychologe und Islamismus-Experte Ahmad Mansour warnt: Er sieht eine ganze Generation muslimischer Jugendlicher anfällig für Radikalisierung. Mit dieser These hat Mansour vor Kurzem aufhorchen lassen. In seinem neuen Buch meint er, dass die bisherigen politischen Maßnahmen gegen die Radikalisierung von jungen Menschen zu kurz gegriffen hätten. Der 39-jährige "arabische" Israeli, wie er sich selbst nennt, lebt seit mehr als zehn Jahren in Deutschland. Mansour wird öfter als ehemaliger Islamist bezeichnet, denn auch er ist als Jugendlicher in Israel in radikal-islamische Kreise hineingeraten - konnte sich aber selbst wieder davon lösen. Die Anschläge von Paris und Beirut seien zu erwarten gewesen. Nun sei es allerhöchste Zeit für ein Umdenken im Kampf gegen die Radikalisierung. - Gestaltung: Kerstin Tretina


2. "Krieg gegen die Menschlichkeit" - IGGÖ-Präsident Fuat Sanac zu den Anschlägen in Paris

Gerade angesichts der Anschläge von Paris rücken auch die islamischen Religionsgemeinschaften in Europa einmal mehr ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Die Frage wird laut, ob sie vielleicht mehr Präventionsarbeit leisten könnten, um die Radikalisierung von Muslimen zu verhindern - und ob es da Versäumnisse gäbe. Gleich nach Bekanntwerden der Anschläge hat die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich die Attentate von Paris auf das Schärfste verurteilt. Ihr Präsident Fuat Sanac hat außerdem einmal mehr betont, dass Terrorismus mit nichts zu rechtfertigen sei und in klarem Widerspruch zum Islam stehe. Die Anschläge in Paris bezeichnet er als "Krieg gegen die Menschlichkeit".- Gestaltung: Andreas Mittendorfer


3. Die "Orbanisierung" Europas

Lange hat es nach den Anschlägen von Paris nicht gedauert, bis sich die rechtskonservativen und rechtspopulistischen Parteien und Regierungen Europas zu Wort gemeldet haben. Während viele führende europäische Politikerinnen und Politiker explizit davor warnen, Terrorismus und Flüchtlingsthematik zu vermischen - tun diese genau das: Schuld am Terror sei die ausufernde Migration, heißt es vielerorts - zum Beispiel in Ungarn. Schon vor Monaten hat hier Premierminister Viktor Orban auf dieses Thema gesetzt. Der Grund: Seine Umfragewerte waren schlecht, der Abstand zur rechtsradikalen Jobbik sehr gering. Seit sich die Situation an Europas Grenzen derart zugespitzt hat, spürt er innenpolitisch Rückenwind für seinen großangelegten, nationalen Plan. Durch die Attentate in Paris fühlt sich der ungarische Premier bestätigt - das geht auch aus seiner jüngsten Rede vor dem Parlament in Budapest hervor, in der er abermals gegen Migrantinnen und Flüchtlinge wettert. - Gestaltung: Judith Fürst und Kerstin Tretina


Moderation: Alexandra Mantler

Service

Buch, Ahmad Mansour, "Generation Allah. Warum wir im Kampf gegen religiösen Extremismus umdenken müssen", S.Fischer Verlag

Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich

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