Gedanken für den Tag

von Golli Marboe, Filmproduzent. "Wurzeln und Ziele". Gestaltung: Alexandra Mantler

Meine Mutter hat 13 Enkelkinder. Jedes dieser Enkelkinder hat ungeheure Talente. Wie alle guten Eltern versuchen wir, diese Talente unserer Kinder bestmöglich zu fördern.

Aber ich erinnere mich an meine eigene Kindheit mit Schrecken: Denn irgendwie haben diese vermaledeiten Talente dazu geführt, dass ich meinen Alltag sehr selten als unbelastet erlebt habe. Denn wenn man seinem Talent für Sport gefolgt ist, dann wäre es wohl besser gewesen, ein Buch zu lesen, wenn man ein Buch angefangen hat, hätte man was für die Schule tun sollen, oder wenn die Schule vorbei war, dann wäre es schon richtig gewesen, sich von der Großmutter Tipps fürs Leben zu holen. Ganz zu schweigen von der Suche nach Weltbild und eigener persönlicher Gottesbeziehung.

Vom Kleinkind, das seinen Interessen ohne wenn und aber folgt, indem es lacht, wenn es glücklich ist und weint, wenn es Hunger hat, werden wir zu fremdbestimmten Wesen gedrillt. Wesen, die auf die Eltern, auf Lehrer, auf den Staat, vielleicht auch auf die Kirche mehr hören, als auf ihre eigenen Sehnsüchte und Interessen. Dabei wollen wir aber doch eigentlich, dass unsere Kinder glückliche, in sich ruhende und selbstbestimmte Menschen werden. "Menschen, die nichts werden müssen, weil Sie wer sind", wie der in unserer Familie legendäre Onkel Pepo zu sagen gepflegt haben soll.

Dafür dürfen wir unsere Talente aber nicht mit dem Zweck trainieren, um damit irgendwelche Siege zu erringen. Wie sagt Rocky Balboa in einem seiner Filme: Es ist nicht wichtig, den Siegestreffer zu landen, es ist wichtig, immer wieder aufzustehen.

Das deute ich keinesfalls so, die Kinder beim Boxkampf des Lebens einfach gewinnen zu lassen, oder umgekehrt, sie zu animieren, doch besser zu verlieren. Aber ich deute es so, dass man sich auch am Verlieren erfreuen kann, obwohl man ungemein talentiert sein mag.

Frei nach Martin Buber: Mit sich beginnen, aber nicht bei sich enden, bei sich anfangen, aber sich nicht selbst zum Ziel haben.

Service

Buch, Paul Mendes-Flohr, Peter Schäfer und Bernd Witte (Hg.), "Martin Buber Werkausgabe", 21 Bde., Gütersloher Verlagshaus

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: George Gershwin/1898 - 1937
Bearbeiter/Bearbeiterin: W. Wijnbergen /Bearbeitung
Bearbeiter/Bearbeiterin: Dennis Ferry /Bearbeitung
Album: PASSIONE AMOROSA - Virtuose Werke von Kreisler, Gershwin, usw.
Titel: I got rhythm - Bearbeitung für Violine, Kontrabaß, Trompete, Posaune und Klavier
Ausführende: Le Virtuose Romantique
Ausführender/Ausführende: Robert Zimanski /Violine
Ausführender/Ausführende: Clena Stein /Kontrabaß
Ausführender/Ausführende: Dennis Ferry /Trompete
Ausführender/Ausführende: Stanley Clarke /Posaune
Ausführender/Ausführende: Gerard Wyss /Klavier
Länge: 02:00 min
Label: harmonia mundi HMC 905209

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