Gedanken für den Tag

von Josef Schultes, Bibelwissenschafter. "Syrien - Wiege der Religionen". Gestaltung: Alexandra Mantler

Frieden: die große Sehnsucht vieler Menschen, in den Tagen nach Paris. Friedenszeichen weltweit. Schweigeminuten in der Politik, im Sport. Friede, Peace, Salam. Schalamáh auf aramäisch. Damals so spürbar, so nahe, als ich mit einer Reisegruppe in Syrien unterwegs war, oben in den Bergen.

Die Straße steigt in vielen Serpentinen an. Der Bus plagt sich redlich hinauf in den Ort auf 1600 m Höhe. Dann ein erster Blick auf die Terrassenhäuser. Sie schmiegen sich an die steil aufragenden, rötlichen Felswände. Wir fahren - wie die Reisehandbücher schreiben - in das "schönste Dorf Syriens". Es liegt etwa fünfzig Kilometer nordwestlich von Damaskus. Sein Name: Maalula. Erst sechs Jahre ist das her .

Maalula verbinde ich als Literaturliebhaber mit Rafik Schami. Der syrisch-deutsche Schriftsteller sagt in einem Interview: "Zwei Erinnerungsorte sind für mich wichtig. Damaskus, die Stadt meiner Kindheit und Jugend, und Maalula, das aramäische Heimatdorf meiner Eltern, in dem ich im Sommer immer drei Monate in den Bergen verbracht habe." "Märchen aus Maalula": So heißt daher auch eine Sammlung von Kurzgeschichten des begnadeten Erzählers; seine Bücher sind ja millionenfach verbreitet.

Maalula bildet eine Sprachinsel von einzigartiger Bedeutung. Mitten in der großen Welt des Arabischen wird hier noch ein Dialekt des Aramäischen gesprochen. Nur mehr etwa 4000 Menschen beherrschen ihn, in Maalula und zwei anderen Dörfern. Dabei war das Aramäische einmal die Kanzleisprache des riesigen Reiches der Perser. Daher verwendete das jüdische Volk nach der Rückkehr aus dem babylonischen Exil vielfach das Aramäische. Auch kleine Teile der Bibel sind in Aramäisch geschrieben, beispielsweise im Buch Daniel des Alten Testaments.

Noch näher liegt mir, worauf einige Texte im Neuen Testament, in den vier Evangelien hinweisen: dass nämlich Jesus aus Nazareth auch aramäisch gesprochen hat. "Abwun d'bwaschmaja": Im Kloster Mar Sarqis in Maalula betet ein Mädchen gesammelt diese Worte. "Abwun d'bwaschmaja": "Vater unser im Himmel". Wir, meine Reisegruppe und ich, wir sind davon sehr berührt. Vielleicht hat das "Vater unser" bei Jesus ganz ähnlich geklungen. Bei ihm, der zu Gott auf aramäisch "Abba" sagte, übersetzt: "Papa", "mein Vater"...

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Elie Kesrouani
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Sr. Marie Keyrouz S.B.C.
Gesamttitel: ORIENTALISCHER KIRCHENGESANG - SOEUR MARIE KEYROUZ
Titel: Ya sakban min nour (Du, Strom des Lichts, ausgegossen in das Gefäß)
Solist/Solistin: Soeur Marie Keyrouz S.B.C. /Gesang m.Begl.
Ausführende: L' Ensemble de la Paix
Länge: 02:00 min
Label: Harmonia mundi HMC 901577

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