Salzburger Nachtstudio

Verachte mir den Meister nicht! Wie das Handwerk Wissenschaft vorantreibt.
Gestaltung: Martin Haidinger

In Österreich und Europa arbeiten politische Verantwortliche gemäß einer EU-Agenda zur Hebung der Akademikerquote an der "Akademisierung" der Gesellschaft. Droht darüber das oft so bezeichnete "gute alte Handwerk" an Bedeutung zu verlieren? Bleibt Lehre und Matura ein Schlagwort?

Seit der griechisch-antiken Philosophie steht das Handwerk in der Rangfolge der Wertschätzung weit unter der viel edleren "reinen Theorie". Es wirkt das Vorurteil, dass Handwerker/innen angeblich nichts zur theoriefähigen Erkenntnis beiträgt. In den meisten modernen Gesellschaften gelten Theoretiker/innen mehr als Praktiker/innen, genießen Physiker/innen mehr Ansehen als Ingenieur/innen, und diese wieder mehr als die Handwerker/innen.

Der Marburger theoretische Philosoph Peter Janich macht in einem neuen Buch die Gegenrechnung auf. Es ist eine Ehrenrettung des Handwerks, das als Grundlage wichtiger Wissenschaften die verbreitete Geringschätzung nicht verdiene.

Ein philosophischer Blick auf die Fächer Geometrie, Physik, Chemie, Lebens- und Kommunikationswissenschaft zeigt, dass diese ihre Gegenstände handwerklicher Herstellung verdanken. Mehr noch, die zweckmäßige Reihenfolge von Schritten im Herstellen gibt dem "Mundwerk", also der logischen Begriffs- und Theoriebildung, eine eigene Rationalität. Der technische Erfolg der modernen Naturwissenschaften ist ohne das gute Funktionieren handwerklicher Produkte nicht denkbar.

Vor diesem Hintergrund beleuchtet Martin Haidinger mit Wirtschaftshistorikern und Fachleuten für Arbeitsmarkt und Ausbildung die historische Entwicklung des Handwerks, und analysiert die gegenwärtige Entwicklung handwerklicher Berufe.

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