Im Gespräch

"Die Logik der Finanzmärkte zerstört unser Wissen". Renata Schmidtkunz spricht mit Colin Crouch, Politikwissenschafter und Soziologe

Sein Buch "Postdemokratie" (2004) gilt als Klassiker der Zeitdiagnose. Der britische Politikwissenschaftler und Soziologe Colin Crouch vertrat darin die These, dass reale Politik nur mehr hinter verschlossenen Türen gemacht wird: von gewählten Regierungen und Eliten, die vor allem die Interessen der Wirtschaft vertreten. Demokratie verkommt zur Beruhigung der Massen so zur "Showveranstaltung".

2011 schrieb Crouch als Fortsetzung von "Postdemokratie" über "Das befremdliche Überleben des Neoliberalismus". Darin fragt er, wie es sein kann, dass der Geist des Neoliberalismus trotz der Finanzkrise von 2008 unser Denken bestimmt.

Sein jüngstes Buch trägt nun den Titel "Die bezifferte Welt: Wie die Logik der Finanzmärkte das Wissen bedroht". Crouch zeigt darin, wie durch die flächendeckende Ökonomisierung aller Lebensbereichen, in denen PatientInnen, Studierende, Fahrgäste und BürgerInnen zu Kunden werden sollen und müssen, eine zentrale Ressource der Menschheit auf der Strecke bleibt: das Wissen.

Renata Schmidtkunz spricht mit Colin Crouch über das verlorengegangene Paradies des demokratischen europäischen Sozialstaates - und wie man es zurückgewinnen kann.

Service

Colin Crouch, "Die bezifferte Welt - Wie die Logik der Finanzmärkte das Wissen bedroht", Übersetzung von Frank Jakubzik, Suhrkamp Verlag, 2015

Weitere Bücher von Colin Crouch:
"Postdemokratie", Übersetzung von Nikolaus Gramm, Suhrkamp Verlag, 2008
"Das befremdliche Überleben des Neoliberalismus. Postdemokratie II", Übersetzung von Frank Jakubzik, Suhrkamp Verlag, 2011
"Jenseits des Neoliberalismus. Ein Plädoyer für soziale Gerechtigkeit", Peter Engelmann (Hrsg.), Übersetzung von Georg Bauer, Passagen Verlag, 2013
"Markt und Moral. Im Gespräch mit Peter Engelmann", Peter Engelmann (Hrsg.), Übersetzung von Georg Bauer. Passagen Verlag, 2014

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