Gedanken für den Tag

von Johanna Schwanberg, Leiterin des Dommuseums Wien. "Blaues Pferd und gelber Tiger" - Zum 100. Todestag von Franz Marc. Gestaltung: Alexandra Mantler

Tiere

Rote, orangefarbene, violette, gelbe und grüne Bögen. Sie erinnern an weiche Landschaftsformen, scheinen Hügel darzustellen. Davor ein in verschiedenen Blautönen gemaltes Pferd.

Die Farbschattierungen bewegen sich zwischen einem nahezu weißen Hellblau an der Stirn bis zu einem dunklen Marineblau an den Hufen. Die Formensprache konzentriert sich auf das Wesentliche und besticht durch die grobe Kantigkeit. Das Fohlen wirkt ungestüm. Zugleich hat es den Kopf zur Seite geneigt. So als würde es innehalten und nachdenken.

Das über einen Meter hohe Ölgemälde gehört zu den Ikonen der Moderne. Es nennt sich "Blaues Pferd I" und wurde von Franz Marc im Jahr 1911 gemalt. Die farbintensive Tierdarstellung ist eines der meist vermarkteten Kunstwerke. Kalender, Postkarten, Tassen, Blöcke: Kaum ein Produkt, das es nicht mit Franz Marcs blauem Pferd gibt. Ganz zu schweigen von der indirekten Einflussnahme auf die Werbung. Es gäbe wohl heute kaum eine lila Kuh einer Schokolademarke ohne die Kreativität des expressionistischen Ausnahmekünstlers.

Dass bunte Tiere ein solcher Renner werden würden, war für die breite Masse zur Entstehungszeit unvorstellbar. Man war irritiert. Man hat die Bilder beschimpft, ja sogar angespuckt. Schließlich hat Franz Marc radikal mit den realistischen Sehgewohnheiten der damaligen Epoche gebrochen. Gemeinsam mit seinen Kollegen rund um den Kreis "Der blaue Reiter" hat er vollkommen neue Wege in der Kunst eingeschlagen.

Franz Marz war auch im Leben ein großer Tierfreund. Er besaß Hunde, wie seinen geliebten "Russi", auch Katzen und Rehe. Seine Kunst bezeichnete Marc als den Versuch, die menschliche Perspektive zu relativieren. So fragte er in dem Jahr, als er "Das blaue Pferd" malte: "Gibt es für einen Künstler eine geheimnisvollere Idee als die Vorstellung, wie sich wohl die Natur in dem Auge eines Tieres spiegelt? Wie sieht ein Pferd die Welt oder ein Adler, ein Reh oder ein Hund?"

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Nino Rota/1911 - 1979
Titel: Sonate für Viola und Klavier
* Allegro scorrevole - 3.Satz (00:04:48)
Ausführende: Ensemble Nino Rota
Ausführender/Ausführende: Suela Mullaj /Viola
Ausführender/Ausführende: Massimo Palumbo /Klavier
Länge: 02:00 min
Label: Chandos CHAN 9832

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