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Barbi Markovic: Buch "Superheldinnen"

Vor zehn Jahren kam die gebürtige Belgraderin Barbi Markovic nach Wien, wo sie in U-Bahn-Stationen und zugigen Bahnhofshallen von frühmorgens bis spätabends Werbezettel verteilte, um zu überleben. Heute ist die 36-Jährige eine anerkannte Schriftstellerin. "Ausgehen" heißt Markovics bekanntestes Buch, in dem sie Thomas Bernhards "Gehen" in die Belgrader Clubszene übertragen hat. "Superheldinnen" ist nun der Titel ihres jüngstes Werk; kommenden Donnerstag wird es im Wiener Literaturhaus präsentiert. Die Quelle, aus der Barbi Markovic ihre Geschichten schöpft, liegt im Biotop geballter Lebensläufe: im städtischen Raum.

Der Titel "Superheldinnen", verweist auf Barbi Markovics Leidenschaft für Comics. Diese bringen, so die Autorin, existenzielle Nöte übertrieben und oft kitschig auf den Punkt, und so will Markovic auch ihre Bücher verstanden wissen. Markovics "Superheldinnen" sind zwar mit magischen Fähigkeiten ausgestattet, doch träumen sie von Irdischem, nämlich vom Weg aus dem Prekariat in die Mittelschicht. In drastischen Bildern berichtet Markovic in ihrem Buch von Zettelverteilern, Drogensüchtigen, Kleinkriminellen und prekär Beschäftigten, die von einem besseren Leben träumen.

Barbi Markovic' Bücher werden oft als Popliteratur bezeichnet, sie sind fern von Hochkultur angesiedelt. Die "Superheldinnen" im neuen Band sprechen gewissermaßen kunstvoll trivial. Und auch die Lyrik, die sich im Buch findet, enthält keine hehren Verse, sondern Zeilen "mit Blues" - Depression der schönsten Ausprägung. - Sie sind das Ergebnis von Markovics "Städteerkundung Berlin" und wurden vom Ersten Wiener Heimorgelorchester auf der aktuellen CD "Happy Lamento" musikalisch begleitet.

Bei aller Düsternis sieht Barbi Markovic die Welt nicht tiefschwarz: das Leben in den Städten Europas mag schwer sein, für Superheldinnen ist es aber immer noch, popkulturell formuliert: echt cool .- Gestaltung: Christa Eder

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