Tonspuren

"Who the fuck is Kafka?" Israelische Autoren suchen ihr Land. Von Mirko Schwanitz und Uwe Stolzmann. Prod. DLR Kultur 2015

Mirko Schwanitz und Uwe Stolzmann begaben sich im Heiligen Land auf Spurensuche. Mit Büchern im Gepäck waren sie unterwegs zu den Autoren, flanierten mit ihnen durch ihre Städte, ließen sich Orangenhaine zeigen oder Bibliotheken im Schutzbunker. Und allen stellten sie Fragen. Dem Autor Eshkol Nevo etwa nach Jerusalem.

"Eine erotische Stadt, ein heiliger Ort. Manche Besucher flippen aus. Sie glauben, sie seien der Messias. Wir könnten wirklich einen brauchen." Dass der nicht kommen wird, davon ist Meir Zhalev überzeugt, seit er im Sechstagekrieg aus den eigenen Reihen beschossen wurde. "Wenn ich im Kibbuz durchs offene Fenster den Imam des Nachbardorfs höre, glaube ich manchmal an den Frieden", sagt er. "Aber solange wir hier die Demokratie und dort die Apartheid pflegen, ist das wie mit dem Glauben an den Messias." Israels Autoren erkunden ihr Land. Ihre Figuren taumeln durch die Hölle und bitten um Erbarmen.

So wie in Yftach Ashkenazis leisen Erzählungen und oft mit derselben Ironie. "Ich kümmere mich nicht um Politik. Ich kümmere mich lieber um meinen Hund. Der hat nur drei Beine und ist ein Versehrter, wie wir alle." Manche gehen noch weiter. Wie Lizzie Doron. Ein Jahr lang unternahm die Autorin und Tochter einer Holocaustüberlebenden den Versuch, in einer palästinensischen Familie zu leben und fragt am Ende "Who the fuck is Kafka?".

Service

Meir Shalev: "Zwei Bärinnen", Diogenes Verlag

Aharon Appelfeld: "Auf der Lichtung", Rowohlt Verlag

Lizzie Doron: "Es war einmal eine Familie", Suhrkamp Verlag

Lizzie Doron: "Who the fuck is Kafka", dtv

Eshkol Nevo: "Neuland", dtv



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