Betrifft: Geschichte

Tirols gewaltlose Urkommunisten. Die Hutterer einst und jetzt. Mit Günther Pallaver, Institut für Politikwissenschaft, Universität Innsbruck.
Gestaltung: Bernhard Schneider

"Und alle, die gläubig geworden waren, bildeten eine Gemeinschaft und hatten alles gemeinsam."

Diese Textstelle aus der Apostelgeschichte des Evangelisten Lukas wurde zum Angelpunkt des Glaubens in jenen mährischen "Haushaben" (Bauern-Höfen), in denen sich die "Huterischen Brüder" in den 1530er-Jahren nach Vorbild der Jerusalemer Urgemeinde zu vollkommener Güter- und Produktionsgemeinschaft zusammentaten. Hervorgegangen waren sie aus den süddeutschen und v. a. Tiroler Anhängern der religiös-sozialrevolutionären, radikalreformerischen Täufer-Bewegung.

Mit der Flucht in die Markgrafschaft Mähren versuchten sie zunächst, doppelter Verfolgung zu entgehen: einerseits durch papsttreue Autoritäten und andererseits durch reformatorische Autoritäten. Die Täufer lehnten die Kindstaufe ab, verweigerten den Kriegsdienst und - ganz gravierend - sie ließen die Unterscheidung in Priester und Laien nicht gelten. Es verwundert daher nicht, dass die "Blüte" der Täufer-Bewegung auch im "gelobten Land", in Mähren, von kurzer Dauer war.

Auch ihren charismatischen Prediger, den Pustertaler Hutmacher Jakob Hutterer - Wortführer und Namensgeber der Bewegung - ereilte das Schicksal. Auf der Flucht zurück nach Tirol wurde er gefasst und im Februar 1536 am Platz vor dem Goldenen Dachl in Innsbruck auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Für seine Anhänger/innen hingegen begann eine Geschichte der Flucht und Emigration, die sie unter anderem nach Siebenbürgen, in die Walachei und ins Russische Zarenreich führen sollte, bis sie am Ende des 19. Jahrhunderts als Siedler in South Dakota landeten.

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