Radiodoktor - Medizin und Gesundheit

Unser Gesundheitssystem im Sinkflug?

Im Ö1 Gesundheitsmagazin haben wir am vergangenen Mittwoch über den Wandel in der Grundversorgung berichtet. Anhand von zwei Portraits, einer Kinderärztin in Wien und eines oberösterreichischen Gemeindearztes, haben wir dargestellt, warum Kassenverträge nicht sehr reizvoll sind und dass das Wahlarztsystem eindeutige Vorteile für Patient und Arzt mit sich bringt. Kleiner Schönheitsfehler - die Kranken müssen die Honorare zumindest teilweise aus der eigenen Tasche zahlen.
Das österreichische Gesundheitswesen ist derzeit ja nicht gerade arm an "Baustellen": Überfüllte Spitalsambulanzen im Frontalzusammenstoß mit den neuen Arbeitszeiten der Ärzteschaft. Ärztinnen und Ärzte sind in der Zwischenzeit generell Mangelware - nachdem noch vor 15 Jahren von einer Ärzteschwemme gesprochen wurde. Wer hat da bloß warum falsch gerechnet? Verständnisloses Kopfschütteln löst in diesem Zusammenhang der Mangel an Studienplätzen an den österreichischen Medizinunis aus. Wie sieht eigentlich der Plan B aus? Die diskutierten Alternativen sind zahlenmäßig überschaubar:
Da gibt es die Idee mit den Primärversorgungszentren. Mindestens drei ÄrztInnen plus weitere Gesundheitsangebote wie Physio-, Ergo-, Psychotherapie etc. und Öffnungszeiten von 07.00 bis 19.00 Uhr sind das Konzept. Darüber gesprochen und gestritten wird seit Jahren - derzeit gibt es nur ein (!) einziges in Wien.
Die Ärztekammer hat ebenfalls eine Idee. "Primärversorgung 2020" nennt sich dieses Konzept. Auch hier geht es um verbesserte Zusammenarbeit, mehr Leistung und längere Öffnungszeiten ... hätte man bereits in den vergangenen 20 Jahren organisieren können.
In der Steiermark hat sich auf Initiative einzelner Ärztinnen und Ärzte ein interessantes Projekt etabliert. Im Rahmen von "styriamed" wurde die medizinische Versorgung im ländlichen Raum tatsächlich durch vernetzte Strukturen verbessert.
In den Medien wird häufig auch das Ende des Hausarztes beschworen. Nach dem Motto - die meisten Erkrankungen werden bereits jetzt und in Zukunft erst recht durch Fachärzte behandelt werden. Tatsächlich ist das Hausarzt-System bedroht. Aber aufgrund der Tatsache, dass viele praktische Medizinerinnen bald das Pensionsalter erreichen, und der fachliche Nachwuchs zeigt kein starkes Interesse, deren Posten zu übernehmen.

Diesmal sind Sie am Wort. Ab 14.05 Uhr können Sie mit der österreichischen Gesundheitsministerin Dr.in Sabine Oberhauser, dem österreichischen Ärztekammerpräsidenten Dr. Arthur Wechselberger und der renommierten Expertin für Gesundheitssysteme Mag.a Maria Hofmarcher-Holzhacker über Ihre Wünsche hinsichtlich des Gesundheitssystems der Zukunft diskutieren.

Eine Sendung von Mag. Paul Lohberger und Dr. Christoph Leprich.

Service

Dr.in Sabine Oberhauser, Österreichische Gesundheitsministerin
Mag.a Maria M. Hofmarcher-Holzhacker, Ökonomin und Expertin für Gesundheitssysteme, MedUni Wien, Zentrum für Public Health, Department für Gesundheitsökonomie
Dr. Artur Wechselberger, Präsident der Österreichischen Ärztekammer, Präsident ÄK Tirol

Gesundheitssystem im Umbruch - Wird die Basisversorgung zur Domäne der Wahlärzte?
(Ö1 Gesundheitsmagazin vom 20.4.2016)

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