Radiodoktor - Medizin und Gesundheit

Leben unter dem Damoklesschwert - Wie können Menschen mit Herzerkrankungen ihre Tage ruhig verbringen?

Elmar Sprink ist begeisterter Triathlet. Seine Bestzeit über die Ironman-Distanz (3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren, 42,2 km Laufen) lag bei etwas über 11 Stunden.
Dann, am 11.07.2010, saß er am Sofa zu Hause vor dem Fernseher, als sein Herz zu schlagen aufhörte.
Elmar Sprink ist der einzige Mensch, der mit einem transplantierten Herzen einen Ironman (am 6.7.14 in Frankfurt) absolvierte. In der Vorbereitungsphase bestieg er unter anderem "unseren Hausberg", den Großglockner.
"Weiter gesund bleiben und mehr Menschen in Deutschland von der Organspende überzeugen", so sein Ziel. Dreimal blieb sein Herz bisher stehen - Sport ist sein Elixier in der Krankheitsbewältigung, sagt er.
Jeder sechste Mann und jede siebte Frau verstirbt an einem Herzinfarkt. Herzerkrankungen sind die Todesursache Nummer eins in der westlichen Welt. Für jene, die ihn überleben, ist ein Herzinfarkt eine Zäsur im Leben. Dieses Ereignis ist nicht leicht zu verarbeiten und zu integrieren.
"Von den Infarktpatienten sind etwa 25 Prozent massiv traumatisiert", so der Gesundheitspsychologe Alexander Urtz. Vermutlich leiden zwischen 35.000 und 78.000 Personen in Österreich an den psychischen Folgen einer Herzkreislauferkrankung und benötigen eine spezielle Trauma-Behandlung. Vor allem, weil das Vorliegen einer posttraumatischen Belastungsstörung das Risiko für einen Re-Infarkt verdoppelt. Dennoch wird dieser Thematik noch sehr wenig Augenmerk geschenkt.
Eine wirksame und international anerkannte Form der Trauma-Therapie ist die EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing). Ins Deutsche übersetzt: "Augenbewegungs-Desensibilisierung und Wiederaufarbeitung". Diese Methode wurde von der Amerikanerin Dr. Francine Shapiro in den späten 1980ern entwickelt. Sie entdeckte, dass sich psychische Belastungen verringern, wenn die Augen schnell und rhythmisch bewegt werden, während die Betroffenen an das auslösende Trauma denken, bzw. darüber erzählen.

Diesmal informieren Sie Univ.-Prof.in Dr.in Karin Gutiérrez-Lobos und ihre Gäste, wie man trotz eines Herzinfarktes, einer Herzschwäche, einer Herzmuskelentzündung und anderen schweren Herzerkrankungen ein zufriedenes Leben führen kann.

Eine Sendung von Ina Schriebl.
Redaktion: Dr. Christoph Leprich.

Service

Mag. Alexander Urtz, MBA, Klinischer- und Gesundheitspsychologe, Herz-Kreislauf-Zentrum Groß Gerungs
Assoc. Prof.in Priv.-Doz.in Dr.in Diana Bonderman, MedUni Wien, AKH, Uniklinik für Innere Medizin II, Abteilung für Kardiologie
Elmar Sprink, Triathlet mit transplantiertem Herz

Österreichischer Herzverband
EMDR-Netzwerk Österreich
Österreichisches Netzwerk für Traumatherapie
Zentrum für angewandte Psychotraumatologie
Arbeitsgemeinschaft für Verhaltensmodifikation
Berufsverband der Österreichischen PsychologInnen

Alexander Urtz, Sebastian Globits, "EMDR Behandlung bei traumatisierten HerzpatientInnen", Verlag Alexander Urtz 2012

Francine Shapiro, "Frei werden von der Vergangenheit: Trauma-Selbsthilfe nach der EMDR-Methode", Kösel Verlag 2013

Oliver Gaw, "Neustart - Ein Herzinfarkt kann das Ende sein - oder der Anfang", Verlag adeo 2016

Sendereihe