Betrifft: Geschichte

Karl IV. Vom Friedensstifter zum Schreibtischtäter.
Mit: Werner Maleczek, Institut für Geschichte, Universität Wien.
Gestaltung: Hanna Ronzheimer

Vor 700 Jahren, am 14. Mai 1316, wurde Karl IV. als Sohn des böhmischen Königs Johann von Luxemburg in Prag geboren. Er entwickelte sich zu einem der einflussreichsten, aber auch widersprüchlichsten Herrscher seiner Zeit. Sein Amt als König von Böhmen erbte er vom Vater, der ihm mit viel Bestechungsgeld auch zur deutschen Königskrone ab 1346 verhalf. Am 5. April 1355 wurde Karl IV. in Rom zum Kaiser ernannt. Durch geschicktes politisches Taktieren und strategische Heiraten schaffte er einen stabilisierenden Frieden in seinem Reich. Mit der Goldenen Bulle von Nürnberg und Metz, einer Neuregelung zur Königswahl, schuf er 1356 die wichtigste Grundlage der alten Reichsverfassung, die bis zum Untergang des Alten Reichs im Jahr 1806 Gültigkeit behielt. Karl IV. interessierte sich für Frieden und Bildung bedeutend mehr als für den Krieg. Der kaiserliche Regierungssitz Prag entwickelte sich unter seiner Regierungszeit zur bedeutenden Metropole. Karl IV. ließ unter anderem die Prager Neustadt und die Karlsbrücke bauen und gründete im Jahr 1348 die Karlsuniversität.

Doch seine Herrschaft war auch von Naturkatastrophen und Leid geprägt. Nach Flut und Heuschreckenplage wütete die Pest in den Städten. Die Bevölkerung gab rasch den jüdischen Mitbürgern dafür die Schuld. Karl IV., ursprünglich ein Freund der jüdischen Bevölkerung, ging mit der Billigung von Judenmorden als erster "Schreibtischtäter" in die Geschichte ein. Zum eigenen finanziellen Vorteil unterzeichnete er 1349 einen Freibrief zur Ermordung der Nürnberger Juden, der zu den schlimmsten Pogromen vor dem 20. Jahrhunderts führte.

Wie ambivalent das Machtbestreben des hochgebildeten Karl IV. war, zeigt sich auch am Konkurrenzverhältnis zu seinem Schwiegersohn Rudolf IV. Erst im vergangenen Jahr wurde bekannt, dass nicht die Universität Prag die älteste Universität Mitteleuropas ist, sondern dass dieses Privileg der Universität Wien gebührt, gegründet im Jahr 1345 von Rudolf IV. Karl IV. hatte das Gründungsdokument der Universität Wien durch Fälschung um zwanzig Jahre verjüngt. Am 29. November 1378 starb Karl IV. in seiner Geburtsstadt Prag.

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