Radiodoktor - Medizin und Gesundheit

"Ein Bad in der Natur" - Die Heilkraft von Wald und Wiese

Ein Spaziergang in der freien Natur kann nicht nur ein Bad für die Seele sein, sondern hat auch positive Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit. Immer mehr Studien belegen: Wälder, Wiesen, Berge, Gärten oder Seen sind die besseren Ärzte.
So konnte etwa eine koreanische Untersuchung zeigen, dass ein Waldspaziergang den Blutdruck senkt und die Lungenkapazität verbessert - nicht jedoch ein Stadtrundgang. Eine Reihe anderer Arbeiten belegen den positiven Effekt auf den Stresslevel beim Aufenthalt im Grünen. In Japan gilt das "Waldbaden" als anerkannte Methode zur Vorbeugung von Krankheiten.
Der Biologe Clemens Arvay ist den heilenden Kräften von Pflanzen und Tieren auf den Grund gegangen: "Ein Waldspaziergang vermehrt die vor Krankheiten schützenden Killerzellen im Körper um 50 Prozent und schlägt die heilenden Effekte eines Wellnessurlaubs", erläutert er in seinem aktuellen Buch "Der Heilungscode der Natur". Die Theorie dahinter: Die Terpene, also die ätherischen Öle von Pflanzen und Bäumen, sollen eine positive Auswirkung auf unser Abwehrsystem haben.
Wie sich unsere Umwelt therapeutisch einsetzen lässt, wird unter dem Oberbegriff "Greencare" zusammengefasst: Pflanzen, Tiere, Wasser oder Steine, geschaffene und bestehende Naturräume, werden bewusst eingesetzt, um eine Verbesserung des subjektiven Befindens zu erreichen. Mit tiergestützter Therapie, sozialer Landwirtschaft, Waldpädagogik oder Gartentherapie soll Menschen mit körperlichen, seelischen oder auch sozialen Problemen geholfen werden.
2001 wurde etwa im Geriatriezentrum Wienerwald eine barrierefreie Gartenanlage für Therapiezwecke zur Verfügung gestellt. Diese war lange Zeit fixer Bestandteil des Angebots für geriatrischen Patientinnen und Patienten. Durch die Arbeit im "7er-Gartl" konnte auch bei Personen mit Demenzerkrankungen eine gesteigerte Aufmerksamkeit, sowie mehr innere Ruhe und Lebensfreude erreicht werden, wie der Arzt und Psychotherapeut Fritz Neuhauser berichtet. Die durch die Schließung des Pflegeheimes verlassenen Therapiegärten werden nun im Rahmen des Integrationsprojektes IGOR von Flüchtlingen, die in den Räumlichkeiten untergebracht sind, neu bepflanzt und gepflegt.
Auch private Grünräume werden von ihren Benutzern als sehr erholsam eingestuft. In einer aktuellen Studie der MedUni Wien bewerteten die Befragten aber den Garten als signifikant erholsamer als ihre Wohnzimmer, Balkone oder Terrassen. Entscheidend ist dabei die persönliche Beziehung des Nutzers zum Garten, wie die Umweltpsychologin Renate Cervinka erklärt: "Wie bei jeder guten Beziehung kommt es darauf an, dass der Garten den Bedürfnissen des Nutzers entspricht und sich Garten und Nutzer gemeinsam weiter entwickeln".
Ronny Tekal öffnet heute die Fenster der Ordinationsräumlichkeiten des Radiodoktors, um mit seinen Gästen die heilenden Kräfte der Natur ins Studio zu lassen.

Eine Sendung von Dr. Ronny Tekal.
Redaktion: Dr. Christoph Leprich.

Service

Dipl.-Ing. Clemens G. Arvay, Biologe und Autor
Ing.in Dr.in Renate Cervinka, Umwelt- Arbeits- und Gesundheitspsychologin, Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik
Dr. Fritz Neuhauser, Arzt für Allgemeinmedizin, Psychotherapeut, Krankenhaus Hietzing mit Neurologischem Zentrum Rosenhügel

Greencare - Plattform für naturgestützte Interaktion und Bildung
Netzwerk Psychologie und Umwelt
Institut für Pharmakognosie
Studie: Private Gärten wirken erholsamer als Wohnzimmer
Kluge Gärten (Dr. Fritz Neuhauser)
Natürliche Klinikgärten fördern die Gesundheit
Projekt IGOR - Integrationsarbeit und Gesundheitsförderung im Öffentlichen Raum
Natur-Mentoring - Wissen der Naturvölker
Natur- und Überlebensschule
Outdoor-Akademie

Clemens G. Arvay, "Der Heilungscode der Natur - Die verborgenen Kräfte von Pflanzen und Tieren entdecken", Riemann-Verlag 2016

Clemens G. Arvay, "Der Biophilia-Effekt - Heilung aus dem Wald", Edition a 2015

Maximilian Moser, Erwin Thoma, "Die sanfte Medizin der Bäume: Gesund leben mit altem und neuem Wissen", Servus-Verlag 2014

Richard Louv, "Das letzte Kind im Wald? Geben wir unseren Kindern die Natur zurück!",
Beltz 2011

Ingrid Miklitz, "Der Waldkindergarten: Dimensionen eines pädagogischen Ansatzes", Cornelsen Scriptor 2011

Sylvia Greiffenhagen, Oliver N. Buck-Werner, "Tiere als Therapie. Neue Wege in Erziehung und Heilung", Kynos Verlag 2007

Anne Lützenkirchen, "Natur, Gärten und Soziale Arbeit: Theorie und Praxis naturgestützter Intervention", Jacobs-Verlag 2013

Sendereihe