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Burundi Black - oder wie eine Feldaufnahme aus Zentralafrika mehrmals zum Pophit wurde. Gestaltung: Dietmar Petschl

1967 reisten die Anthropologen Michel Vuylsteke und Charles Duvelle nach Burundi, um für das Ocora-Label die Musiktraditionen des Zwergstaates zu dokumentieren. In einer der Aufnahmen präsentierte sich ein namenloses Percussions-Ensemble - die lautstarke Darbietung brachte das Mikrofon an seine Belastbarkeitsgrenzen, trotzdem wurde die übersteuerte Aufnahme 1968 veröffentlicht. Seitdem inspirieren die wuchtigen Polyrhythmen die Popkultur: Die Folkikone Joni Mitchell baute die Aufnahme genauso wie die Metal Band Def Leppard in eines ihrer Stücke ein, und der französische Produzent Michel Bernholc behübschte den Trommelwirbel mit einem Rock-Arrangement - und stürmte damit unter dem Titel "Burundi Black" die Hitparaden. In den 1980er Jahren ließen sich New Wave-Bands wie Adam & The Ants, Bow Wow Wow und Echo & The Bunnymen von den Trommlern inspirieren, Produzent Rusty Egan machte eine Neuaufnahme zum Diskotheken-Hit. Die deutschen Fantastischen Vier und ihre New Yorker HipHop-Kollegen von den Beastie Boys verwendeten ebenfalls Elemente aus der alten Feldaufnahme. Und: Das alles geschah ohne Zustimmung der afrikanischen Musiker, die die Basis für das alles geliefert hatten.

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