Gedanken für den Tag

19. Juli 2016, 06:56

Liebe Caro,

heute möchte ich dir ein paar Zeilen über ein "ganz anderes" Alphabet schreiben. Das Alphabet der "Buchstaben von der Vielzahl der im Universum vertretenen Geschöpfe". Das waren die Lieblingsbuchstaben des Franz von Assisi. Der hat nämlich lieber in dem "prächtigen Buch" der Natur gelesen, als in ledergebundenen Folianten. Vielleicht hat Franz auch deshalb Bücher nicht gar so gerne gehabt, weil sie auf Pergament geschrieben waren, das damals aus der Haut von Tieren hergestellt worden ist. Trotzdem wird von ihm erzählt, dass er jedes kleine Stück Pergament, auf dem Reste von Schrift oder Buchstaben zu erkennen waren, sorgfältig aufbewahrt hat. Franz hatte Ehrfurcht vor den Buchstaben, weil man damit den Lobpreis Gottes aufschreiben kann.

Geliebt hatte er aber das Buch der Natur. Franz, der heilige, erkannte die Blumen an ihrem Duft, die Vögel an ihrem Gesang und die Bäume an ihren Blättern. Ich bin sicher, dass Franz von Assisi auch mit geschlossenen Augen Bäume erkannt hat, wenn er mit den Händen ihre Rinde berührt hat.

Caro, wenn du einmal Kinder haben wirst, könntest du mit ihnen im Sommer durch die Natur gehen und ihr könntet gemeinsam die Blumen und Gräser, die Bäume und Sträucher alle mit Namen kennen lernen! Jeder Name all der wundersamen Pflanzen am Wegrand könnte auch einer der zahllosen Namen Gottes sein: zum Beispiel Ehrenpreis oder Zottiger Klappertopf, Lichtnelke oder Salomonssiegel, Weißes Waldvöglein oder Gewöhnlicher Wundklee.

Zum Schluss für heute noch ein Satz aus dem Brief von Papst Franziskus: "Mystik liegt in einem Blütenblatt, auf einem schmalen Fußweg, im morgendlichen Tau, im Gesicht des Armen".

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler