Gedanken für den Tag

von Heiner Boberski, Journalist und Buchautor. "Im Zeichen der fünf Ringe". Gestaltung: Alexandra Mantler

Gewalt und Terror

Es war am 5. September 1972. Die Eintrittskarten für das Olympiastadion lagen bereit. Mein Bruder und ich wollten für wenige Tage zu Leichtathletik-Bewerben nach München reisen. Entsetzt erfuhren wir aus den Medien, dass arabische Terroristen israelische Geiseln genommen und zwei Israelis bereits ermordet hatten. Israel weigerte sich, auf die Forderungen der Attentäter einzugehen. Die deutschen Behörden versuchten vergeblich, die Geiseln zu befreien. Alle Israelis, einige Terroristen und ein deutscher Polizist kamen ums Leben. Die Spiele hatten ihren heiteren Charakter verloren.

Der Sport blieb nie von der Politik verschont, auch die Olympischen Spiele blieben es nicht. Dass in der Antike zur Zeit der Spiele alle Kampfhandlungen ruhen sollten, ist richtig. Dass dies wirklich immer der Fall war, ist leider eine Legende. In der Neuzeit ruhten sicher eher die Olympischen Spiele als die Waffen, 1916, 1940 und 1944 mussten sie abgesagt werden. Später litten sie unter politischen Boykotten oder Boykottdrohungen. Heute muss man bei allen sportlichen Großereignissen mit Terror rechnen, seit München 1972 insbesondere bei Olympischen Spielen.

Damals wurden die Spiele unterbrochen, im Olympiastadion fand eine Trauerfeier statt. Mein Bruder und ich saßen im Auto nach München und hörten im Radio die seither häufig zitierten Worte: "The Games must go on". Die Spiele müssen weiter gehen. Avery Brundage, der damals greise Präsident des Internationalen Olympischen Comités, sprach etwas aus, was man als zynisch, aber auch als einzig richtig ansehen kann: Die Welt darf nicht vor dem Terror kapitulieren.

"The Games must go on". Dieser Satz beinhaltet für mich jedenfalls auch eine Verpflichtung: Die olympische Bewegung muss in ihrem Einflussbereich alles ihr Mögliche für Frieden und soziale Gerechtigkeit tun, um jeglichem Terror den Nährboden zu entziehen.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Robert Schumann/1810 - 1856
Gesamttitel: Drei Romanzen für Oboe und Klavier op.94
Titel: Romanze für Oboe und Klavier op.94 Nr.3 - Nicht schnell
Solist/Solistin: Heinz Holliger /Oboe
Solist/Solistin: Alfred Brendel /Klavier
Länge: 02:00 min
Label: Philips 4168982

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