Vom Leben der Natur

Von Meeresgöttern, Seeungeheuern und bizarren Mischwesen. Die Kunsthistorikerin Barbara Kaiser über die Wundertiere des Wassers.
Teil 2: Der Gott des Meeres straft die Menschen.
Gestaltung: Renate Pliem

Tausende von Jahren stellten sich die Menschen vor, dass die Meere von zürnenden Göttern, gewaltigen Seeungeheuern und sonderbaren Mischwesen bevölkert seien. Der griechisch-römische Mythos erzählt, dass Poseidon (lat. Neptun) in einem goldenen Palast am Meeresgrund wohne - gemeinsam mit seiner Gattin Amphitrite und seinem Sohn Triton, einem Mischwesen, halb Mensch, halb Fisch. Poseidon herrsche über eine große Schar niedriger Meeresgottheiten und über die vier Winde, mit denen er das Meer zu riesigen Wellen auftürmen könne.

Poseidon gebot dem Mythos nach auch über furchterregende Meeresungeheuer, wie den Ketos, der als Strafe die Menschen heimsuchte. Der Äthiopische Ketos war ein monströser Meeresdrache, den Poseidon sandte, um Äthiopien zu verheeren.
Um ein Haar wäre die Königstochter Andromeda dem Untier geopfert worden, erst der Held Perseus tötete den Ketos und befreite die an einen Felsen Gekettete.

Später waren es die Ungeheuer des Nordmeeres, die die Menschen in Angst und Schrecken versetzten. In den Büchern des 16. und 17. Jahrhunderts verschmolzen Beobachtung und Fantasie: Der Ziphius war einem Wal ähnlich, mit einem eulenartigen Gesicht, hervorquellenden Augen und einem scharfen Schnabel. Das Ungeheuer verschlang Menschen wie Robben, mit seiner messerscharfen Flosse am Rücken schlitzte es Schiffe auf. Der Rosmarus hingegen ähnelte einem riesigen Walross, das sich zum Schlafen mit seinen Hauern an die Felsen hängen konnte.
Auch Wale beflügelten die Fantasie der Menschen - sie wurden als "groß wie die Berge" beschrieben. In mehreren Erzählungen strandeten Menschen auf Inseln, die sich als Wale entpuppten.

Service

INTERVIEWPARTNERIN:

Dr. Barbara Kaiser
Universalmuseum Joanneum

AUSSTELLUNG:

Wundertiere
1 Horn und 100 Augen
Eine Ausstellung für Kinder und erwachsene Kinder
Kuratiert von Barbara Kaiser
Gestaltet von Luise Kloos
Noch bis 30. Oktober im Universalmuseum Joanneum / Schloss Eggenberg zu sehen.



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