Radiokolleg - Venceremos

Protestlieder aus Chile
(4). Gestaltung: Ulla Ebner

El pueblo unido jamás será vencido" (Das vereinte Volk kann niemals besiegt werden) und "Venceremos" (Wir werden siegen) sind viel zitierte Slogans der Linken. Beides sind ursprünglich politische Kampflieder aus dem Chile der 1970er Jahre und stammen aus der Feder des Komponisten Sergio Ortega. "Venceremos" wurde zu einem Wahlkampfsong des linken Präsidenten Salvador Allende und galt bis zum Putsch 1973 als inoffizielle Hymne Chiles.

Doch schon bald sollte das Lied verboten werden. Am 11. September 1973 putscht das Militär unter General Pinochet. Während der Präsidentenpalast bereits von der Luftwaffe bombardiert wird, hält Salvador Allende seine letzte Radioansprache an das Volk. Wenige Stunden danach erschießt er sich. Der chilenische Komponist und Flötenspieler Marcelo Coulón verarbeitet diese letzten Worte musikalisch im Lied "Las últimas palabras".

Bereits einen Tag nach dem Putsch verhaften die Militärs tausende Menschen: Anhänger des gestürzten linken Präsidenten Salvador Allende, Künstler, Intellektuelle. Darunter auch den Liedermacher Victor Jara. Er wird ins Nationalstadion in Santiago de Chile gebracht, gefoltert und ermordet. Angeblich soll er gesungen haben, bis ihm die Militärs die Hände zerschmetterten. "Deine Finger konnten sie brechen, Victor Jara, deine Hände, deine Gitarre, dein Leben, doch deine Lieder sind unsere Lieder geworden, und unsere Lieder lässt sich der Wind nie mehr aus dem Munde nehmen" - so sang die Wiener Band Schmetterlinge in der 1976 uraufgeführten "Proletenpassion".

Victor Jara gilt, neben der Sängerin Violeta Parra, als ein Hauptprotagonist der "Nueva Canción Chilena", des neuen chilenischen Liedes. Die Vertreter dieser Stilrichtung griffen andine Folkloremusik auf und sangen zu den traditionellen Rhythmen über die Armut des Volkes, über Demokratie und Menschenrechte. Violeta Parras Hit "Gracias a la vida" (Ein Dank an das Leben) wurde unzählige Male gecovert, unter anderem von der US-Folk-Sängerin Joan Baez.

Violetta Parra selbst sollte den Putsch in Chile nicht mehr erleben. Sie hatte bereits 1967 - kurz vor ihrem 50. Geburtstag - Selbstmord begangen. Angeblich aus Liebeskummer. Ihr Sohn Ángel Parra, ebenfalls Musiker, wird nach dem Putsch verhaftet, kommt aber ein halbes Jahr später frei und geht ins Exil - so wie tausende Chilenen und Chileninnen.

Service

Fundación Victor Jara
Fundación Violeta Parra
Museo Violeta Parra
Quilapayún
Inti Illimani
Pachamanka
Nelson Morales

Literatur
Joan Jara, Das letzte Lied. Das Leben des Victor Jara, btb Verlag
Sigrun u. Herbert Berger, Zerstörte Hoffnung, gerettetes Leben. Chilenische Flüchtlinge und Österreich, Mandelbaum Verlag

Sendereihe