Logos - Theologie und Leben

"Was glauben Sie?" - Der Ägyptologe Jan Assmann. Gestaltung: Johannes Kaup

Es gibt wenige Kulturwissenschaftler, die in den letzten Jahrzehnten so stark im Fokus von theologischen Debatten gestanden sind, wie Jan Assmann. Schon mit seinem Buch "Moses, der Ägypter" bis hin zu seinem jüngsten Werk "Exodus - Die Revolution der Alten Welt" ist Assmann zu einem Protagonisten der akademischen Diskussion über den Zusammenhang von Gewalt und Monotheismus geworden. Mit der mosaischen Unterscheidung in Wahr und Falsch, in falsche Götter und den einen wahren Gott, kommt nach Meinung Assmanns die Gewalt im Namen Gottes in die Welt. Natürlich heißt das nicht, dass es ohne Gott keine Gewalt gäbe. Es bedeutet aber, dass der "Monotheismus der Treue" eine brutale Kehrseite hat, weil sie die Menschen in Anhänger des einen, wahren Gottes und in Götzendiener unterscheidet. Die religiöse Gewalt ist zwar nicht eine logische Folge daraus, aber sie wird durch fanatische Rechtgläubigkeit ermöglicht und gutgeheißen.

Jan Assmann ist der bekannteste deutschsprachige Ägyptologe. 1938 in Langelsheim geboren, studierte er Ägyptologie, Klassische Archäologie und Gräzistik in München, Heidelberg, Paris und Göttingen. Seit 1967 betreibt er epigraphisch-archäologische Feldarbeit in Theben-West. Seine Buchpublikationen und Aufsätze umfassen die Bereiche ägyptische Religion, Geschichte, Literatur und Kunst sowie allgemein Kulturtheorie ("Das kulturelle Gedächtnis") und Religionswissenschaft ("Monotheismus und Kosmotheismus"). Zahlreiche Preise und Ehrungen begleiten seine wissenschaftliche Karriere. Verheiratet ist er mit der Literaturwissenschaftlerin Aleida Assmann, mit der er zusammen fünf erwachsene Kinder hat. Was glaubt der so umfassend Gebildete persönlich? Johannes Kaup hat Jan Assmann für seine LOGOS-Gesprächsreihe "Was glauben Sie?" vors Mikrophon gebeten.

Service

Jan Assmann, "Moses der Ägypter: Entzifferung einer Gedächtnisspur", Fischer Taschenbuch
"Exodus: Die Revolution der Alten Welt", Verlag C. H. Beck
"Das kulturelle Gedächtnis: Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen", Verlag C. H. Beck
"Monotheismus und Kosmotheismus: Ägyptische Formen eines ,Denkens des Einen' und ihre europäische Rezeptionsgeschichte", Universitätsverlag Winter

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