Radiodoktor - Medizin und Gesundheit

Schlafstörungen - Nicht immer sind sie harmlos

Wer kennt das nicht - sich schlaflos im Bett zu wälzen, im Dunkeln an die Decke zu starren oder über ungelöste Probleme des vergangenen Tages zu grübeln. Häufig handelt es sich dabei nur um einzelne, schlecht geschlafene Nächte. Von einer Schlafstörung im engeren Sinn spricht man dann, wenn in der Folge Unausgeschlafenheit, Tagesmüdigkeit und daraus entstehende Schwierigkeiten, den Anforderungen des täglichen Lebens gerecht zu werden, auftreten. Rund ein Viertel der Menschen leidet einmal im Leben an einer Schlafstörung - Frauen häufiger als Männer. Etwa 70 Prozent der Schlafstörungen sind nicht-organischer Natur, 30 Prozent organisch bedingt. Und insgesamt können etwa 100 verschiedene Schlafstörungen unterschieden werden. Eine chronische Schlafstörung liegt dann vor, wenn der Schlaf mindestens dreimal in der Woche über vier bis sechs Wochen gestört ist. Nicht organische Schlafstörungen treten am häufigsten im Gefolge von Angststörungen, Depressionen und manisch-depressiven Erkrankungen auf. Auch Personen mit Substanzabhängigkeit - hier vor allem Alkohol - sind häufig von Schlafstörungen betroffen. Zu den wichtigsten organisch bedingten Schlafstörungen zählt das Schlafapnoesyndrom. Dabei kommt es auf der Basis anatomischer Gegebenheiten zu Atemaussetzern während des Schlafs, die in schweren Fällen bis zu zwei Minuten dauern können. Häufig sind sie mit Schnarchen verbunden. Ursache dafür ist eine Erschlaffung der Muskulatur im Mund-Rachenbereich, die zum kurzfristigen Verschluss der Luftwege führt. Gefährlicher als die Situation selbst - der entstehende Sauerstoffmangel im Atemzentrum des Gehirns sorgt dafür, dass die Atmung wieder einsetzt - sind die langfristigen Folgeerscheinungen. Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall sind nur einige der durch Schlafapnoe verursachten Erkrankungen. Der nächtliche Stress kann auch Diabetes verursachen und der Sauerstoffmangel Krebserkrankungen fördern. Betroffen sind hier mehr Männer als Frauen, wobei Übergewicht, Nikotin- und Alkoholkonsum Hauptrisikofaktoren darstellen. Bei den Frauen spielt überdies der Östrogenmangel nach der Menopause für die Entstehung eines Schlafapnoesyndroms eine Rolle. Eine weitere Ursache für Schlafstörungen stellt das Restless-Legs-Syndrom dar. Dies bezeichnet unangenehme Missempfindungen in den Beinen mit dem Drang, diese zu bewegen. Viele Betroffene kommen gar nicht auf die Idee, ihre Schlafstörung bei der Ärztin bzw. beim Arzt anzusprechen. Sie sehen diese als schicksalshafte Entwicklung an. Dabei können Schlafstörungen effizient behandelt werden - allerdings umso besser, je früher sie diagnostiziert werden. Je nach Ursache werden Schlafstörungen mithilfe einer Anamnese, Fragebögen oder in einem Schlaflabor abgeklärt. Am Beginn jeder Therapie von Schlafstörungen steht die Schlafedukation. Dazu gehören Aufklärung über Schlafhygiene - z.B. abendliche Alkohol- oder Nahrungskarenz, regelmäßige Schlafzeiten, Lichtdämpfung, kein Sport vor dem Schlafengehen sowie Entspannungs- und Verhaltenstherapie. Das Schlafapnoesyndrom wird mittels nächtlicher Atemtherapie (Überdruckbeatmung) behandelt. Medikamentös stehen verschiedenste Schlafmittel zur Verfügung, die in der Regel jedoch nur kurzfristig eingenommen werden sollten. Beliebte und bei vielen Menschen gut wirksame Hausmittel sind unter anderem Baldrian, Hopfen, Melisse und Passionsblume. Diese pflanzlichen Präparate verkürzen die Einschlafphase und verlängern teilweise den Tiefschlaf.

Diesmal diskutiert Univ.-Prof. Dr. Manfred Götz mit seinen Gästen über Schlafstörungen, deren Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten.

Eine Sendung von Dr.in Michaela Steiner
Redaktion: Mag.a Nora Kirchschlager und Dr. Christoph Leprich

Service

OÄ Dr.in Elisabeth Legler, FÄ für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde und Phoniatrie, Abteilung für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Krankenhaus der Barmherzigen Brüder
Univ.-Doz.in Dr.in Gerda Saletu-Zyhlarz, FÄ für Psychiatrie und Neurologie und europäische Somnologin, Leiterin der Schlafambulanz und des Schlaflabors, Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Medizinische Universität Wien
OÄ Dr.in Angelika Kugi, FÄ für Innere Medizin, Zusatzfach Intensivmedizin, Abteilung für Innere Medizin, Landeskrankenhaus Villach

Schlaflabore in Österreich
Österreichische Narkolepsie Gesellschaft - Selbsthilfegruppe
Selbsthilfegruppe Schlafapnoe
Österreichische Gesellschaft für Schlafmedizin und Schlafforschung (ÖGSM)
Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM)
Landesärztekammer Baden-Württemberg - Schlafstörungen
European Sleep Research Society
DasErste.de - Chronische Schlafstörung
Schlafmedizinisches Zentrum München - Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
science.orf.at - Schlafstörungen erhöhen Schlaganfallrisiko
Neurologen und Psychiater im Netz: Schlafstörungen
derStandard.at: Schlafstörungen: Möglicher Hinweis auf neurologische Erkrankungen

Brigitte Holzinger, Gerhard Klösch, "Schlafcoaching. Wer wach sein will, muss schlafen",
Goldegg Verlag 2013

Hans-Günter Weeß, "Die schlaflose Gesellschaft: Wege zu erholsamem Schlaf und mehr Leistungsvermögen", Schattauer 2016

Dr. Angela Fetzner, "Endlich wieder traumhaft schlafen: Schlafstörungen erfolgreich überwinden", CreateSpace Independent Publishing Platform 2015

Peter Hannemann, "Endlich wieder ausgeschlafen! Schlafapnoe-Syndrom und Schnarchen", 4. Auflage, 2015, epubli GmbH 2015

Sendereihe