Betrifft: Geschichte

Das osmanische Reich und Europa. Feindbilder im Kopf und historische Wirklichkeit. Mit: Georg Mayrhofer, kulturwissenschaftlicher Publizist. Gestaltung: Martin Adel

Z.B.: Die militärische Zusammenarbeit mit den Seldschuken; die Kreuzritter und Türken filetieren einträchtig Byzanz; Osmanen und Franzosen gingen um 1500 ein Bündnis ein, das bis zur französischen Revolution hielt; die Osmanen hatten christliche Vasallen, der byzantinische Kaiser hatte islamische; oder auch: wechselnde politische und militärische Koalitionen wurden gerne über alle Religionsgrenzen hinweg geschlossen. Das und vieles andere mehr entspricht nicht jenen Vorstellungen, die wir von den "Türken" - d.h. vom Osmanischen Reich - immer noch häufig reproduzieren.

Entstanden sind diese Feindbilder v.a. aus dem Geist und im Geist des Nationalstaates und des Kolonialismus, also zu einer Zeit, da die "Türken" keine militärische Gefahr mehr für Europa darstellten - auch wenn weite Teile Südosteuropas noch lange in den osmanischen Herrschaftsbereich fielen. Dennoch: Am Beginn der Industrialisierung ist das Osmanische Reich wichtigster Absatzmarkt für die "Europäer", und schon Jahrhunderte davor scherte sich die Wirtschaft wenig um religiöse Vorbehalte. Da belog Sultan Saladin, um die guten Wirtschaftskontakte mit Europa nicht zu gefährden, den Kalifen - ebenso wie die Venezianer ihrerseits gleiches vor dem Papst verschleierten. Gar nicht zu reden vom intensiven Kulturaustausch!

Mit anderen Worten: Es wurde nie so heiß gegessen wie gekocht - auch wenn uns das tradierte (aber gar nicht so alte) Vorurteile weismachen, und viel mehr Gemeinsamkeiten da sind, als wir wahrhaben wollen.

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